Wer viel Zeit im Flugzeug verbringt und remote arbeitet, kennt das wahrscheinlich. Man nimmt sich vor, auf dem Flug dies, das und vor allem jenes schon mal erledigt zu haben, bevor man am Ziel nahtlos weiterarbeitet. In den wenigsten Fällen ist das Pensum realistisch. Ich gebe euch ein paar grundlegende Tipps für das Arbeiten im Flugzeug.
Arbeiten im Flugzeug – geht das überhaupt?
Vielreisende schwärmen oft davon, wie ungestört von Telefonanrufen oder sonstigen Ablenkern sie im Flugzeug arbeiten können. Tatsächlich hat man im normalen Arbeitsleben kaum mal Zeiten, in denen man zehn Stunden am Stück von niemandem angesprochen wird. Trotzdem gibt es natürlich auch Dinge, die das Arbeiten im Flugzeug mit dem Laptop erschweren.
Bevor man Pläne für das Arbeiten im Flugzeug macht, sollte man sich darüber im Klaren sein, wie realistisch solche Pläne sind. Im Flugzeug am Laptop arbeiten, ist schon mal aus Platzgründen auf einen Business Class Flug reduziert. In der Economy habt ihr kaum Platz für euren Laptop – geschweige denn noch für ein Getränk oder andere Dinge, die ihr beim Arbeiten gebrauchen könntet. Auch die Stromversorgung an einem Economy Platz ist nur bei den allerwenigsten Airlines gesichert. Auch wollt ihr vielleicht nicht, dass euer Sitznachbar ständig neugierig auf euren Screen schielt.
Im Flugzeug zu arbeiten ist also vor allem für Passagiere der Business Class eine Option. aber hey, da sind wir hier ja genau richtig. Es gibt ein paar Dinge, auf die ihr auch in der Business Class achten müsst, wenn ihr einerseits produktiv sein wollt, andererseits aber auch nicht mit dem heftigsten Jetlag am Ziel ankommen wollt.
Beachtet bei aller Planung stets die Umgebung, in der ihr euch auf eurem Langstreckenflug befinden werdet. Der Kabinendruck ist auf Flughöhe wie bei einer Wanderung im Hochgebirge – ebenso die Sauerstoffsättigung. Schon an dieser Rahmenbedingung können allzu optimistische Pläne scheitern. Die dünne, trockene Luft macht nämlich auch dem Gehirn zu schaffen. Man wird in der Höhe träger und müder und nach dem ersten Gläschen Wein werden die Bäume, die man vor dem Start nach dem Willkommensdrink noch ausreißen konnte, deutlich kleiner.
Kurzum: Nehmt euch nicht zu viel vor.
Strategie #1: Seid mit der Arbeit an Bord vor dem Essen fertig
Zehn Stunden Langstreckenflug bedeuten in der Regel nicht zehn Stunden Arbeitszeit. Die Reisezeit wird strukturiert durch die beiden Services mit Dinner und Frühstück. Wer den Dinnerservice komplett mitnimmt, wird danach schon eine gewisse Grundmüdigkeit verspüren, die es sehr schwer macht, noch mal den Laptop aufzumachen und die Präsentation zu beenden.
Selbst wenn ihr euch für das Express Meal entscheidet, bei dem alle Gänge auf einem Tablett serviert werden, unterbricht das eure Arbeit. Ihr müsst den Laptop beiseite stellen, um Platz für das Essen zu schaffen, und ihr seid dann aus der Arbeit raus.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass ich nach dem Portwein zum Abschluss eines mehrgängigen Menus schlicht keine Lust mehr auf Arbeit habe. Ich plane für mich selbst daher die zu erledigende Arbeit so, dass ich sie bis zum Essen geschafft haben kann.
Bei vielen Airlines gibt es inzwischen die Möglichkeit, Dine on demand zu ordern. In diesem Fall bestimmt ihr, wann ihr essen wollt. Wer schon seine Hauptmahlzeit in der Lounge genommen hat, kann so die produktive Zeit an Bord vielleicht um ein, zwei Stunden verlängern.
Schon in der Lounge mit der Arbeit beginnen
Wenn ich die Disziplin aufbringe, versuche ich schon in der Lounge mit meiner Arbeit zu beginnen. Das funktioniert bei mir ganz gut, weil ich als Loungerocker natürlich auch schon sehr rechtzeitig zum Flughafen komme. Abhängig von der Lounge gibt es meist eine mehr oder weniger ruhige Ecke, wo man auch vernünftig arbeiten kann.
Da ich dann auch beim Boarding immer versuche, der Erste zu sein – ihr wollt ja schließlich bei einem Review ein paar Bilder von der leeren Kabine – habe ich bis Abflug noch mal ein bisschen Zeit, ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Das setzt natürlich voraus, dass die Konfiguration so ist, dass ihr nicht ständig aufstehen müsst, um Leute vorbei zu lassen. Idealerweise sucht ihr euch einen Einzelplatz in der letzten Reihe, wo ihr einigermaßen ungestört seid. Den Begrüßungs- Champagner kann man beim Arbeiten so wegnippen oder stattdessen einen Orangensaft nehmen. Den guten Schampus gibt es beim Start sowieso noch nicht.
Sobald die Anschnallzeichen nach dem Start erloschen sind, habe ich meinen Laptop wieder vor mir und arbeite weiter. Von jetzt an dauert es in der Regel noch eine knappe Stunde, bis mir die Stofftischdecke aufgelegt wird und der Service beginnt. Vorteil an einem Platz in der letzten Reihe: Ihr werdet auch als Letzter bedient und könnt also noch ein paar Minuten länger arbeiten als alle anderen. Nachteil: Wenn ihr euch in der Lounge nicht satt gegessen habt und euch die Kiste knurrt, dauert es auch länger.
Nach dem Essen mache ich dann nichts mehr, wobei ich mich besonders konzentrieren müsste. Stattdessen kann ich noch ein paar Bilder bearbeiten oder mir ein paar Gedanken machen. An Konzepten arbeiten, die nächste Podcast Folge gedanklich durchgehen usw. Wobei Kreativität nach einem 20 Jahre alten Portwein auch trügerisch sein kann.
Strategie #2: Early Bird on board
Eine Strategie, die ich bei mitreisenden Geschäftsleuten mitunter beobachte, die bei mir aber nicht funktioniert, läuft genau anders herum. Gerade bei Nachtflügen lassen diese Leute oft sogar das Essen ausfallen oder nehmen höchstens das Express Meal. Kurz nach dem Start fährt der Sitz in die Waagerechte und wenige Minuten später fallen sie in einen beneidenswerten Tiefschlaf. Ich persönlich kann mich nicht auf Kommando in den Standby Modus knipsen, doch wer das kann, ist mit ein paar schnellen Stunden Schlaf natürlich im Vorteil. Wenn man wach wird, holt man das Laptop raus und fängt an zu arbeiten, bis das Frühstück serviert wird.
Abhängig davon in welche Zeitzone man reist und um welche Uhrzeit man am Zielort ankommt, kann das ein echter Vorteil sein.
Arbeiten im Flugzeug – Dinge, die ihr beachten müsst
Neben einer Strategie fürs Arbeiten im Flugzeug müsst ihr auch an bestimmte Dinge denken. Ihr könnt an der vorhandenen Infrastruktur während eines Fluges nicht mehr viel ändern. Deshalb solltet ihr alles Notwendige im Handgepäck verstaut haben und einige Fragen vorab geklärt haben.
Laptop im Handgepäck – der rechtliche Rahmen
Laptops dürfen sowohl im Aufgabegepäck als auch im Handgepäck mit an Bord genommen werden. Es gab zwei Modelle des Macbook aus den Jahren 2015 und 2017, die wegen fehlerhafter Akkus zurückgerufen wurden und die bis heute nicht an Bord genommen werden dürfen. Davon werden allerdings auch keine Geräte mehr im Umlauf sein.
Die Anzahl der Laptops, die ihr mit an Bord nehmen dürft, ist erst mal nur durch Maße und Gewichtslimits eurer Airline beschränkt. Zwei Laptops sind gerade für Geschäftsreisende nicht außergewöhnlich. Wer als Privatreisender dagegen mehr als zwei neue Laptops dabei hat, kann am Zollschalter bei der Ankunft möglicherweise Probleme bekommen.
Wenn der Akku deines Laptops übrigens mehr als 100 Wattstunden Leistung hat, musst du das Gerät im Handgepäck mitführen. Powerbanks müssen übrigens immer im Handgepäck mitgeführt werden und dürfen nicht mehr als 100 Wattstunden bzw. 27.000 Miliamperestunden Leistung haben.
Viele Airlines erlauben neben dem Handgepäckstück auch ein so genanntes “Personal Item”. Bei Lufthansa darf dieses die Maße 40x30x10 cm nicht überschreiten, was zufällig ziemlich genau die Größe einer Laptoptasche ist. Wer im Flugzeug am Laptop arbeiten möchte, sollte das Notebook auch separat vom Handgepäck mit an Bord nehmen. So müsst ihr nicht jedes Mal aufstehen, wenn ihr Arbeitsgerät benötigt.
Ein zu Beginn des Jahres 2017 von den USA und Großbritannien ausgesprochenes Laptop- Verbot im Handgepäck auf Flügen aus acht muslimischen Ländern ist schon wenige Monate später wieder aufgehoben worden.
Arbeiten mit Laptop im Flugzeug – Gibt es Wifi an Bord?
Wenn ihr auf eine Internetverbindung angewiesen seid, informiert euch, ob dies auf eurem Flug verfügbar ist, was es kostet und wie ob die Verbindung schnell genug sein wird. Längst nicht alle Airlines haben Starlink in allen ihren Flugzeugen kostenlos zur Verfügung. Die meisten Airlines haben in ihrer Langstreckenflotte Wifi verfügbar. Teilweise sind aber je nach Airline einzelne Flugzeugtypen davon ausgenommen oder – wie bei Qatar Airways – ist die Verbindung unterschiedlicher Qualität.
Zum Glück gibt es kaum noch Länder, die aktives satelitengestütztes Internet in ihrem Luftraum grundsätzlich verbieten. Mittlerweile hat auch Indien Wifi in Flugzeugen, die ihr Land überqueren grundsätzlich erlaubt. Allerdings ist diese Erlaubnis an eine Anmeldung geknüpft – und es gibt Airlines, die diese Anmeldung nicht vornehmen sondern lieber das Wifi ausschalten. So ein Flug über Indien Richtung Südostasien kann sich gute drei Stunden hinziehen. Oder die Technik streikt und der kriegt keinen Kontakt. Wenn man sich auf etwas verlässt, passieren mitunter die sonderlichsten Dinge.
Wenn ihr die Möglichkeit habt, bereitet euch auf den Worst Case vor und rechnet nicht mit Internet an Bord. Speichert erforderliche Dokumente und Daten lokal auf dem Laptop.
Laptop Akku in der Lounge aufladen
Ich weiß, dass so ziemlich jeder Business Class Sitz heutzutage eine Universal- Steckdose hat. Ich weiß aber auch, dass gerade die Steckdosen und USB Ports oft fehleranfällig sind. Reparaturen an Sitztechnik kann sich schon mal bis zum nächsten regulären Wartungszyklus verzögern.
Einen vollen Akku an Bord zu haben, ist jedenfalls etwas, was nicht schaden kann. Ein weiterer Tipp, der generell beim Reisen hilft, ist einen Adapter für euren Netzstecker dabei zu haben. Zwar sind die Steckdosen an Bord von Flugzeugen in aller Regel Universalsteckdosen. Doch es gibt Berichte, dass die dicken Schuko- Stecker – die üblicherweise an deutschen Laptops hängen – in einigen Flugzeugen nicht in diese Steckdosen passen. Netz- Adapter solltet ihr also nicht im Aufgabegepäck haben sondern im Handgepäck dabei haben. Achtet darauf, dass euer Adapter ein schlankes Profil hat, denn in vielen Flugzeugen sind die Steckdosen in Ablagen oder Fächern verbaut. Ein runder Adapter, der mehrere Steckertypen rundlich angeordnet hat, passt hier in der Regel nicht rein.
Noise- Cancelling Kopfhörer auf beim Arbeiten im Flugzeug
Die Lärmbelästigung an Bord eines Flugzeugs ist nicht zu unterschätzen. Zwar kommen die meisten Flugzeugtypen kaum mehr über 85 Dezibel, doch hat man diese Geräuschkulisse den ganzen Flug – nur unterbrochen vom Schnarchen des Geschäftsmanns, der sich schräg gegenüber sofort nach dem Start schlafen gelegt hat und der knallenden Spülung der Bordtoilette.
Wer sich konzentrieren will, sollte den Soundteppich ein bisschen abdunkeln. Wenn ihr in der Business Class reist, habt ihr meist ausreichend schalldämmende Kopfhörer am Platz.
Schlafen nicht vergessen
Wenn ihr auf einer Geschäftsreise seid und am Zielort am Ankunftstag direkt einen Termin habt, solltet ihr natürlich auf ausreichend Schlaf achten. So schön es sein kann, an Bord noch ein paar Dinge erledigen zu können, so wichtig ist es, einigermaßen ausgeruht anzukommen. Da der Schlaf im Flugzeug nie so erholsam ist wie zuhause, sollte man wenigstens dafür sorgen, dass man eine ausreichende Ruhezeit hatte. Das reduziert auch ein Stück weit die Gefahr des Jetlags.
Fazit
Viele Geschäftsreisende nutzen die Gelegenheit, im Flugzeug am Laptop zu arbeiten. Während die ungestörte Atmosphäre durchaus attraktiv sein kann, sind die Umstände an Bord eines Flugzeugs aber unbedingt zu beachten. Kabinendruck und trockene Luft vermindern die Leistungsfähigkeit erheblich, und die Servicezeiten können einen aus dem Work Flow reißen. Arbeitet ihr an Bord eines Flugzeugs? Was sind eure Strategien? Schreibt mir gerne eure Erfahrungen in die Kommentare.
Wenn euch der Artikel geholfen hat, spendiert mir doch einen Kaffee.
Folgt mir auch auf Facebook, wo ich auch kurzfristige Deals oder Bilder von unterwegs poste und Instagram. Inzwischen gibt es Loungerocker auch auf Youtube.
Der Artikel enthält Links zu externen Seiten. Links, die mit einem (*) gekennzeichnet sind, führen zu Partnerseiten. Wenn ihr auf diesen Seiten etwas kauft, einen Flug bucht o.ä., dann bekomme ich vom Anbieter eine kleine Provision. Der Preis ändert sich für euch dadurch natürlich nicht.