Denkt man an die Singapore Airlines Business Class, hat man als Vielflieger ein sehr konsistentes Bild vor Augen. Die Wenigsten wissen überhaupt, dass die Fünfsterne- Airline fünf unterschiedliche Business Class Sitze in ihrer Flotte hat. Wir schauen uns in diesem Artikel einmal das Gestühl näher an. Welche Singapore Airlines Business Class Sitze sind die besten?
Singapore Airlines Business Class Sitze – welche gibt es?
Jeder, der häufiger fliegt, kennt das. Man bucht einen Business Class Flug mit einer Airline, weil man sich auf ein bestimmtes Bordprodukt freut. Dann steigt man endlich ins Flugzeug und ist enttäuscht, weil die Airline – teilweise sehr kurzfristig – das Fluggerät getauscht hat. Statt in der erhofften Premiumkabine sitzt man in einer abgerockten Kabine mit alten Sitzen in 2-3-2- Konfiguration.
„You have been Qatared“ ist das geflügelte Sprichwort dafür und tatsächlich ist die Golf- Airline notorisch bekannt dafür, seine Premium Business Class, die QSuite, zu bewerben und dann ein minderwertigeres Bordprodukt einzusetzen. Fairerweise muss man sagen, dass viele Airlines mit solchen Inkonsistenzen in der Flotte zu kämpfen haben. Viele Airlines haben in den letzten Jahren neue Business Class Produkte auf den Markt geworfen, doch es dauert Jahre, die ganze Flotte umzurüsten.
Air France oder KLM haben moderne Business Class Sitze in ihren neuesten Flugzeugen der Dreamliner Reihe, doch ein Großteil der Flotte besteht noch aus altertümlichen Kabinen in 2-3-2- Konfiguration. Emirates bewirbt als First Class, was die Airline nur in einer guten Handvoll Maschinen eingebaut hat. Auch Lufthansa steht nun vor der großen Flottenmodernisierung, die absehbar zu Enttäuschungen führen wird, wenn das neue Allegris Kabinenprodukt auf der gebuchten Strecke dann doch nicht verfügbar sein wird.
Singapore Airlines‘ harmonische Flotte
Während sehr viele Airlines von solcher Inkonsistenz in ihrer Flotte betroffen sind, hört man derartige Klagen über Singapore Airlines fast nie. Wer nicht regelmäßig mit dem Star Alliance Mitglied fliegt, wird wahrscheinlich gar nicht wissen, dass Singapore Airlines unterschiedliche Sitze in seinen Flugzeugen verbaut hat.
Das liegt vor allem daran, dass man hier bemüht ist, das Bordprodukt konsistent zu halten. Dies wird durch permanentes Retrofitting und im Zweifel konsequente Ausflottung alter Flugzeugtypen errreicht. So halten sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Singapore Airlines Business Class Sitzen in Grenzen, und es kommt seltener zu Enttäuschungen bei den Passagieren. Die größten Unterschiede gibt es heute vermutlich eher im First Class Bereich, wenn man nicht die erhofften First Class Suites im A380 bekommt.
Inkonsistenz durch Einflottung der Silkair Flugzeuge
Allerdings ist Singapore Airlines kürzlich mit der Einflottung der Schmalrumpfflugzeuge von Tochter- Airline Silkair ins Risiko gegangen, was die Harmonie in der Flotte angeht. Hatte man die B737 vorher ausschließlich auf regionalen Silkair Flügen in Südostasien eingesetzt, sind diese nun Teil der Singapore Airlines Flotte. Bis zur Corona Pandemie konnte man sicher sein, in einem Großraumflugzeug zu fliegen, wenn man Singapore Airlines buchte. Dies ist nun anders und erwartbar ist der Komfortunterschied zwischen Sitzen in einem Wide Body und einem Narrow Body Flugzeug deutlicher als zwischen zwei Großraumflugzeugtypen.
Singapore Airlines hat in die neueren Boeing 737MAX eine neue, aufgewertete regionale Business Class einbauen lassen. Diese verfügt über Lie Flat Sitze in 2-2- Konfiguration und bietet für ein kleines Flugzeug erstaunlich viel Privatsphäre. Doch es gibt auch noch sieben alte B737 mit Sitzen, die älter aussehen als Jesus. Hierbei handelt es sich um Recliner Sitze, die also nicht zu einem flachen Bett ausfahren. Privatsphäre gibt es bei diesen Sitzen keine, auch kein Inflight Entertainment oder gar Wifi. Aktuell werden diese Flugzeuge noch auf den folgenden Strecken eingesetzt:
- Kuala Lumpur (45m)
- Medan (1h)
- Penang (1h)
- Phuket (1h 30m)
- Surabaya (2h)
- Bali (2h 10m)
- Yangon (2h 40m)
- Kathmandu (4h 30m)
Bis auf die herausfordernden viereinhalb Stunden nach Kathmandu setzt Singapore Airlines diese Aviation Dinosaurier nur auf kurzen Strecken innerhalb Südostasiens ein. Das einzig Gute, was man über diese Business Class Sitze sagen kann, ist dass sie wahrscheinlich bald aus der Flotte verschwinden werden.
Singapore Airlines Business Class Sitze – die 3 Langstreckensitze
Wenn wir die beiden regionalen Business Class Sitze aus den Boeing 737 einmal außer Acht lassen, so gibt es trotzdem noch drei verschiedene Singapore Airlines Business Class Sitze, die euch auf der Mittel- und Langstrecke begegnen können. Auch wenn die Unterschiede nicht so groß sind wie z.B. bei Qatar Airways, so haben die Sitze doch jeweils ihre Vor- und Nachteile. Diese zu berücksichtigen oder zumindest im Hinterkopf zu haben, kann das Wohlbefinden auf eurem nächsten Singapore Airlines Flug erheblich steigern.
Die Unterschiede zwischen den drei Sitztypen liegen vor allem im Grad der Privatsphäre und der Konstruktion des Betts bei ausgefahrenem Sitz. Noch mal: Die Unterschiede zwischen den Sitzen sind eher graduell und ihr bekommt auf der Langstrecke bei Singapore Airlines auf jeden Fall ein tolles Bordprodukt. Hier sind die drei Sitztypen auf der Langstrecke:
- Singapore Airlines Stelia Aerospace Symphony Mittelstrecke (2018), im A350-900MH und B787-10
- Singapore Airlines JAMCO (2017), exklusiv im A380
- Singapore Airlines 2013, im A350LR, A350ULR, B777-300ER
Singapore Airlines Business Class Sitz – Stelia Aerospace Symphony
Der „Symphony“ des Flugzeugsitzherstellers Stelia Aerospace ist bei Singapore Airlines in den 24 A350-900MH und 15 Dreamlinern der 10’er Generation verbaut. Diese kommen bei Singapore Airlines vor allem auf der Mittelstrecke mit einer Flugzeit von maximal sechs bis sieben Stunden zum Einsatz. Der Hersteller beschreibt den Sitz folgendermaßen:
SYMPHONY ist ein nach vorne gerichteter, völlig flacher Business-Class-Sitz mit direktem Zugang zum Gang für alle Passagiere und bietet Komfort für Langstreckenflüge mit einem außergewöhnlichen Niveau an Ausstattung und Verarbeitung. Alcantara-Polsterung und hochwertige Leder- und Stoffbezüge sorgen für eine luxuriöse Umgebung.
Die Sitze sind versetzt angeordnet. Diese „staggered configuration“ sorgt dafür, dass in den Fensterreihen abwechselnd ein Sitz direkt am Fenster mit dem Pult zum Gang und einer zum Gang mit dem Pult am Fenster angeordnet ist. In den Mittelreihen wechseln sich entsprechend Honeymoon Sitze mit Sitzen ab, die durch die Pulte in der Mitte getrennt sind.
Da das Pult eures Vordermanns euer eigener Fußraum ist, schlaft ihr bei der „staggered configuration“ gerade. Das passiert euch bei Singapore Airlines allerdings nur bei diesem Sitztyp. Dazu mehr später.
Was aber vor allem charakteristisch für diesen Sitz ist, ist sein hohes Maß an Privatsphäre durch extrem weite Verschalung. Weniger durchdacht scheint mir, dass die hohe Verschalung auch zwischen den Mittelsitzen angewendet wird, so dass sich der Sitz nur sehr bedingt für zusammen reisende Paare eignet. Zwar lässt sich die Trennwand zwischen den beiden Mittelsitzen natürlich herunterfahren. Doch der Privacy Shield in Kopfhöhe macht es erforderlich, dass man sich nach vorne beugt, wenn man mit seinem Sitznachbarn sprechen will.
Der Fußraum, bei vielen Airlines die Achillesferse der Business Class Sitze, ist beim Symphony- Sitz angenehm groß, so dass auch Menschen mit großen Füßen sich im Schlaf mal drehen können. Hier gehts zum Review meines Fluges in der Singapore Airlines Business Class von Seoul nach Singapur.

Singapore Airlines Business Class B787-10
Singapore Airlines Business Class Sitz – Jamco (2017)
Die Geschichte dieses Sitzes ist etwas skuril. Er wurde extra für den Airbus A380-800 designt und angefertigt. Die britische Firma JPA Design hat ihn entworfen und gebaut wurde er dann von Jamco. Die Sitze in dieser „Beyond First Class“ betitelten Business Class Kabine sind in 1-2-1- Konfiguration gerade hintereinander angeordnet. Das führt zwar dazu, dass in der Mittelreihe jeder Doppelsitz ein „Honeymoon Sitz“ ohne störendes Zwischenpult ist. Doch der Reiz der versetzten Anordnung ist ja gerade die Platzersparnis, die sich ergibt, wenn man den Fußraum des hinteren Sitzes einfach in das Pult des Vordersitzes verfrachtet. Das geht nicht wirklich gut, wenn die Sitze direkt hintereinander verbaut sind.
Kurios ist trotzdem, dass der Sitz trotz hoher Entwicklungskosten nur in den damals noch 20 Airbus A380 verbaut wurden und in keinem anderen Flugzeugtyp. Dies ist umso erstaunlicher, als im Folgejahr ja ein neuer Sitz für die B777 und die Langstrecken- A350-900 vorgestellt wurde.
Der Sitz von Jamco ist für Alleinreisende und Paare gleichermaßen gut geeignet. Für Alleinreisende bieten sich die Fensterplätze natürlich an, die auf der Länge der Armlehne komplett verschalt sind und deshalb maximale Privatsphäre bieten. Auch zwischen den beiden Honeymoonsitzen in der Mittelreihe lässt sich durch den Divider ausreichend Privatsphäre herstellen.
Die Schwachstelle des Jamco- Sitzes ist zweifellos der Fußraum, der durch die parallele Sitzanordnung eben schräg links oder rechts liegt. Man schläft auf diesen Sitzen also diagonal. Dies geht erstaunlich gut, ist aber gerade für Leute, die sich im Schlaf häufiger mal umdrehen, nicht optimal. Die besten Sitze in der Singapore Airlines Business Class im A380 sind deshalb die Reihen 11, 91 und 96, die hinter der Galley bzw. hinter zwei Bordtoiletten sind.

Singapore Airlines Business Class A380, © Singapore Airlines
Singapore Airlines Business Class Sitz 2013
Der älteste der drei Langstreckensitze in der Singapore Airlines Business Class ist mit 28 Zoll oder 71 cm so breit wie seine beiden Nachfolger. Singapore Airlines stellt den Sitz auf seiner eigenen Webseite folgendermaßen dar:
Der Sitz – in Handarbeit mit schottischem Leder einschließlich abgesteppter Rauten bezogen – verwandelt sich auf Wunsch in ein komplett flaches Bett. Ergänzt wird das Bett samt gepolstertem Kopfteil durch Bettwäsche, Bettdecke und Kissen.
Was die Airline hier verschweigt: Der Sitz verwandelt sich nicht auf Knopfdruck in ein flaches Bett sondern ihr müsst mächtig Hand anlegen. Der Sitz muss nämlich manuell umgeklappt werden, um ihn in ein Bett zu verwandeln. Entsprechend muss er auch wieder zurück geklappt werden, wenn die Landung ansteht. Der Vorgang an sich ist nicht schwierig und wer unsicher ist, kann das Bett auch von der Crew bereiten lassen. Doch in Zeiten, in denen bei jeder Airline ein Business Class Sitz auf Knopfdruck in ein flaches Bett konvertiert, ist Singapore Airlines mit diesem inzwischen zehn Jahre alten Sitz bemerkenswert behind.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr auf einer Langstrecke mit Singapore Airlines in diesem Sitz landet, ist sehr hoch. Denn der neueste Sitz von 2018 (Stelia Aerospace) ist, wie gesagt, fast ausschließlich auf der Mittelstrecke in Asien unterwegs und vom A380 gibt es schlicht nur noch zwölf Stück in der Flotte, die zudem auch auf sehr speziellen Strecken unterwegs sind (Singapore Airlines First Class Suites Strecken). Dazu kommt auch die schiere Anzahl an Flugzeugen, in denen der 2013’er Sitz verbaut ist.
- A350-900ULR (7)
- A350-900LH (30)
- B777-300ER (23)
Da ihr auf einer Langstrecke von Europa nach Singapur also eine hohe Wahrscheinlichkeit habt, zehn bis zwölf Stunden in diesem Sitz zu verbringen, schauen wir ihn uns etwas genauer an.
Konfiguration und Eigenschaften
Auch dieses Langstreckenprodukt ist in der angenehmen 1-2-1- Konfiguration angeordnet. Anders als im A350 auf der Mittelstrecke sind die Sitze hier aber nicht versetzt sondern wie im A380 parallel hintereinander. Das führt zu den gleichen Problemen mit dem Fußraum, der eben nicht zentral vor euch liegt sondern schräg vor euch. Anders als beim A380, wo alle Mittelsitze die Konsole an der Seite haben, ist diese in der B777-300ER und beim A350 in der Mitte zwischen den beiden Sitzen. Für Paare ist auch dieser Sitz also nicht ideal.
Die Konsole oder Ablage ist bei diesem Sitz kleiner als bei den beiden vorherigen, so dass entsprechend auch der Fußraum schmaler ist, was Bewegungen im Liegen erschwert. Hier ein paar Bilder vom Fußraum und dem Bett im ausgeklappten Zustand.
Wie ihr seht, ist das Bett in ausgeklapptem Zustand schön breit, weil der Sitz noch um eine gepolsterte Ablagefläche verbreitert wird. Im Fußbereich wird es dagegen äußerst eng, wie im Bild links unten zu sehen ist.
Alle drei Business Class Sitze auf der Langstrecke haben angenehm viel Stauraum für Kleinkram wie Handy, Reisepass oder Amenity Kit. Alle Sitze verfügen auch über den für Singapore Airlines typischen Schminkspiegel in der Rückwand des Vordersitzes.
Der Privacy Shield ist beim 2013’er Sitz nicht so umfassend wie bei den beiden anderen. Trotzdem hat man bei Singapore Airlines m.E. in allen Sitzen ausreichend Privatsphäre – für Paare mitunter vielleicht sogar mehr als gewünscht.
Die Kollegen von Mainlymiles haben sich die Mühe gemacht, für sämtliche Routen von Singapore Airlines im Sommerflugplan 2023 die jeweiligen Business Class Produkte herauszusuchen und in eine schöne Übersicht zu packen. Beachtet, dass die Angaben natürlich aufgrund von möglichen Fluggerätewechseln nicht zu 100% zuverlässig sein können.
Fazit
Alle drei Langstreckensitze der Singapore Airlines Business Class sind hervorragende Sitze, in denen man es bequem zehn Stunden und länger aushält. Obwohl keiner der Business Class Sitze über eine Tür verfügt, sorgt die Konstruktion der Sitze mit weitem Privacy Shield für ausreichend Privatsphäre. Für die regionalen Business Class Produkte gilt das sicherlich nur eingeschränkt. Diese sollte man – wo es geht – vermeiden.
Wenn euch der Artikel geholfen hat, spendiert mir doch einen Kaffee.
Folgt mir auch auf Facebook, wo ich auch kurzfristige Deals oder Bilder von unterwegs poste und Instagram. Inzwischen gibt es Loungerocker auch auf Youtube.
Der Artikel enthält Links zu externen Seiten. Links, die mit einem (*) gekennzeichnet sind, führen zu Partnerseiten. Wenn ihr auf diesen Seiten etwas kauft, einen Flug bucht o.ä., dann bekomme ich vom Anbieter eine kleine Provision. Der Preis ändert sich für euch dadurch natürlich nicht.