Es war eher ein Zufall, der mich in die regionale Business Class von Oneworld Mitglied Royal Jordanian gebracht hat. Ich brauchte kurzfristig einen Zubringer von Frankfurt nach Doha und obwohl ich wusste, dass RJ seinen Dreamliner nicht auf dieser Strecke einsetzt, habe ich mich letztlich für die Jordanier entschieden. Ich habe es nicht bereut. Wie die Royal Jordanian Business Class A320 zu einem der zahlreichen Highlights meines Review Trips wurde, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Royal Jordanian Business Class A320 – Buchung und Ground Service
Ich will ehrlich sein. Für meinen Zubringer nach Doha war Royal Jordanian nicht meine erste Wahl. Doch ich musste schnell feststellen, dass gar nicht so viele Airlines nach Doha fliegen, wie ich angenommen hatte. Die Lufthansa Gruppe hat offenbar kein Interesse, Feeder für Qatar Airways zu spielen und Turkish Airlines fliegt auch nur im A321 nach Doha. British Airways fliegt ebenfalls nicht nach Doha und Qatar Airways war ausgebucht.
Am Ende passte auch die Verbindung mit Royal Jordanian zeitlich am besten. Schließlich hatte ich einige Stunden Layover in der Royal Jordanian Crown Lounge in Amman und kam morgens um 3 Uhr in Doha an. Genug Zeit, um mir bis zu meinem First Class Flug nach Istanbul um die Mittagszeit die Al Safwa First Class Lounge noch mal ganz genau anzuschauen.
Royal Jordanian fliegt in Frankfurt vom Terminal 2 ab, so dass ich auch die Sakura Lounge von Japan Airlines und die neue Plaza Premium Lounge testen konnte. Das Boarding startete pünktlich auf einer Außenposition. Erst fehlten die Busse für den überraschend gut gebuchten Flug. Dann kamen wir am Flugzeug an und wurden im Bus sitzend Zeuge einer harten Verhandlung des RJ Executive Chiefs mit dem Subunternehmer, der das Flugzeug reinigen sollte. Offenbar gab es Meinungsverschiedenheiten über den Umfang des Auftrags und es wurde auf der Gangway wild gestikuliert.
Schließlich rückte die Putztruppe noch mal mit mehreren Staubsaugern an und nach 20 Minuten in der Frankfurter Wintersonne konnten wir schließlich den porentief sauberen A320 besteigen.
Royal Jordanian Business Class A320 – Die Kabine
Allzu viele Möglichkeiten gibt es in einem alten A320 nicht, die Business Class Kabine zu konfigurieren. Immerhin haben die arabischen Airlines (oder eigentlich alle Airlines außer den Europäern) keine Economy Sitze in der Business Class. Stattdessen gibt es breite und durchaus bequeme Recliner Sitze in 2-2- Konfiguration.
Die Business Class Kabine hat fünf Reihen und bietet somit Platz für insgesamt 20 Passagiere. Beim Check In wurde offenbar darauf geachtet, dass Alleinreisende nach Möglichkeit einen freien Nebensitz haben. Ich jedenfalls konnte mich über zwei Sitze ausbreiten, was ziemlich bequem war.
Die Kabine ist von Beigetönen dominiert. Sowohl die Ledersitze haben einen hohen Beigeanteil wie auch die Kopfschoner, die das rote RJ Logo eingestickt haben. Auch auf dem Bulkhead zur Economy Class findet sich das Logo von Royal Jordanian, wie im weiteren Verlauf des Flugs auch auf Gläsern, Servietten und Geschirr.
Die Seatmap auf der Webseite von Royal Jordanian deutet übrigens fälschlicherweise an, dass die letzte Reihe nur einen Sitz hätte. Dabei handelt es sich um Fake News. Die letzte Reihe ist natürlich genauso konfiguriert wie die vier Reihen vor ihr.
Royal Jordanian Business Class A320 – Der Sitz
Der Sitz ist ein normaler Business Class Recliner Sitz älterer Bauart. Immerhin lassen sich die Einzelteile des Sitzes elektrisch über ein Panel verstellen. Dass dabei sogar die Fußablage elektrisch ausfährt, habe ich etwas zu spät gemerkt. Jedenfalls hatte ich sie dann schon unter Gewaltanwendung manuell ausgefahren. Die Beinstütze lässt sich separat von der Rückenlehne verstellen. Ergonomisch Sinn macht das irgendwie nicht, aber sei’s drum. Die Massagefunktion des Sitzes ist – wie bei den meisten Airlines – eher so zum Lächeln.
Die Sitze sind nicht verschalt sondern das Zurückfahren der Rückenlehne geht auf Kosten des Passagiers hinter einem. Da ich wie immer in der letzten Reihe Platz genommen habe, hatte ich zwar niemanden hinter mir, den ich stören konnte. Dafür war die Möglichkeit, den Sitz zu verstellen, durch die Rückwand natürlich eingeschränkt. Das war auf einem Tagflug aber nicht so wahnsinnig störend.
Die Armlehne zwischen den Sitzen ist nicht sonderlich breit und man kann sich da durchaus mit seinem Sitznachbarn ins Gehege kommen. Aus der Armlehne lässt sich nach vorne eine kleine zusätzliche Ablage für ein Getränk herausziehen. Apropos Ablage: In der Rückseite des Sitzes vor euch sind neben der üblichen Tasche für Lesematerial und die Sicherheitsdatenblätter zwei weitere kleinere Taschen für Kleinkram aufgesetzt.
Der Esstisch wird wie üblich aus der Armlehne herausgezogen und ist nicht weiter verstellbar. Hinter euch ist zwischen den Sitzen eure persönliche Leselampe angebracht. Eine Universalsteckdose und ein USB- Anschluss befinden sich unterhalb der Armlehne zwischen den Sitzen. Auch eine Fernbedienung für das nicht mehr vorhandene Entertainmentsystem ist noch unterhalb der Mittel- Armlehne in eurem Sitz verbaut.
Royal Jordanian Flotte und Streckennetz
Der Flug ist mit über vier Stunden meines Erachtens an der Grenze dessen, was man mit einem Schmalrumpfflugzeug absolvieren sollte. Royal Jordanian ist eine kleine Airline mit nur etwas über 20 Flugzeugen in der Flotte. Davon sind allerdings immerhin sieben Dreamliner der Generation B787-8. Leider werden diese vor allem auf den – zugegeben auch längeren Strecken – nach Nordamerika eingesetzt.
In Europa bedient RJ nur London einigermaßen zuverlässig sechs Mal die Woche mit dem Dreamliner. Weitere Ziele in Paris, Madrid, Barcelona oder Frankfurt werden nur tageweise gelegentlich mit der B787 angeflogen. Anders als viele Airlines im Nahen Osten bzw. der Golfregion versteht sich Royal Jordanian nicht als Drehkreuz zwischen Europa und (Südost-) Asien. Außerhalb des arabischen Raums wird nur Bangkok angeflogen. Dazu kommen vier Ziele in Amerika und eine Reihe von Städten in Westeuropa. Ziele in Osteuropa werden von RJ ebenso wenig bedient wie Indien. Das Brot- und Buttergeschäft des Oneworld Mitglieds ist es also vor allem, arabische Länder in Afrika sowie Westeuropa mit der arabischen Halbinsel zu verbinden.
Royal Jordanian Business Class A320 – Entertainment
Ich gebe zu, ich war ein bisschen auf Krawall gebürstet, nachdem wir 20 Minuten in dem Bus aufs Boarding gewartet haben. Das nächste Futter bekam meine aufkeimende schlechte Laune mit dem fehlenden Entertainment System. Sollte dies wirklich deren Ernst sein? Viereinhalb Stunden in der Business Class ohne Personal Entertainment System? Doch bevor Mister Grumpy Puls bekam, wurden schon die ipads verteilt, mit denen sich die Business Class Passagiere via Sky Connect ins Entertainment System einloggen können.
Das Entertainment Programm hatte die üblichen Kategorien an Bordunterhaltung. Was mir gefallen hat, war die Tom Hanks Collection, die es aktionsweise (?) gerade gab. Ein gutes Dutzend Filme mit Tom Hanks für viereinhalb Stunden Flug – das sollte reichen. Ich habe keine Ahnung, ob das Programm monatlich mit verschiedenen Hollywood Stars rotiert, aber die Idee hat mir gefallen. Das sonstige Programm hat sich nicht wesentlich von den Entertainmentsystemen anderer Airlines abgehoben. Die Auswahl an Filmen war okay. Man findet schon immer irgendwas, was einem die Zeit für ein paar Stunden vertreibt. Die Noise Cancelling Kopfhörer waren gut. Guter Klang und keine störenden Kabinengeräusche. Daumen hoch.
Eigentlich sollte in der Rückwand des Vordersitzes ein Gummiband horizontal verbaut sein, hinter dem man das ipad einklemmen kann. So lief das jedenfalls auf dem Anschlussflug nach Doha. Richtung Ammann musste das Teil auf meinem Schoß oder dem freien Nebensitz Platz nehmen.
Wifi on board?
Die Schmalrumpfflugzeuge verfügen nicht über Wifi, auch wenn das Entertainment System über die Verbindung ausgespielt wird. Insofern muss es etwas präziser heißen: Das Wifi an Bord kann nur mit der Sky Connect App für das Streaming von Entertainment Inhalten genutzt werden. Ins Internet könnt ihr damit aber nicht gehen.
Economy Passagiere können mit der App auf dem Handy das Entertainment System kostenlos nutzen.
Royal Jordanian Business Class A320 – Speisen und Getränke
Kommen wir zum absoluten Hightlight des Fluges – dem Catering. Die Airlines aus dem arabischen Raum sind beinahe ausnahmslos bekannt für ihr gutes Essen. Deshalb war ich zwar gespannt auf Royal Jordanian, habe auf dem vergleichsweise kurzen Flug aber eher mit einem Tablett gerechnet, auf dem Vorspeise, Hauptgang und Dessert vorportioniert serviert werden. So kennt man das auf Flügen in einem A320 ja eigentlich.
Stattdessen kam die Flugbegleiterin mit einem Servierwagen durch den Gang gerollt, auf dem die einzelnen Gänge nacheinander in Buffetform präsentiert wurden. Man konnte sich also nicht nur spontan seine Vorspeise(n) aussuchen sondern auch die Portionsgröße selbst bestimmen. Da freut sich der dicke Loungerocker!
Die Vorspeisen bestanden aus zwei Salaten und zwei Tapas. Der eine Salat war mit einer Basis aus Spinatblättern, Granatapfel und Walnüssen, der andere ebenfalls grün, aber mit getrockneten Aprikosen und Mandelsplittern. Sehr lecker. Die Tapas waren einmal kleine Beef Madras Happen, oriental style und noch mal was vegetarisches. Weil ich beim Essen immer so entscheidungsschwach bin und mich in den Lounges in Frankfurt auch nicht satt gegessen hatte, habe ich einfach alles probiert.
Der Hauptgang bot dann vier verschiedene Speisen zur Auswahl.
- Beef Nasigoring
- Chicken Tikka Masala
- Lachs mit Knoblauch und Pistazien überbacken mit Zitrussalsa und Gemüse
- Vegane Paella
Beim Hauptgang entscheidet es sich bei mir meistens zwischen dem Beef oder dem Lachs. Dieses Mal sah der Lachs einladender aus. Der Nachteil an dem rollenden Buffet ist zweifellos, dass dieses in der letzten Reihe angekommen, schon sehr geplündert aussah. Das hat an dem hervorragenden Geschmack aber nichts verändert.
Danach dann schon ziemlich satt und zufrieden die entscheidende Frage: Dessert oder Käse? Die Flugbegleiterin sah mir wieder meine Entscheidungsschwäche an und half mir “oder beides?”. Well, if you insist… Beim Dessert war dann aber mit dem Kokosnuss Mousse auch wirklich gut, denn da kam eine recht amtliche Portion auf mich zugerollt. Die Käseauswahl habe ich dann beim besten Willen nicht mehr komplett geschafft. Vor der Landung gab es dann noch mal ein kleines Schokoladenkonfekt.
Royal Jordanian Business Class Getränkeauswahl
Ich war zunächst etwas unsicher, ob es sich bei Royal Jordanian um eine “trockene” Airline handelt. Einige arabische Airlines aus muslimischen Ländern servieren an Bord generell oder während des Ramadan keinen Alkohol. Andere, wie Malaysia Airlines schenken lediglich auf Kurzstrecke keinen Alkohol aus.
In der Royal Jordanian Business Class gibt es dagegen sehr wohl Alkohol. Mit Laurent Perrier Brut sogar einen recht ordentlichen Champagner. Zum Käse gabs für mich wie immer einen Portwein – Graham’s 10 years old ist ein solider Vertreter seiner Gattung. Dazu gab es zwei weiße, zwei rote und einen Rose Wein.
Beeindruckt hat mich aber die Cocktailkarte. Nicht, weil dort nun besonders raffinierte Sachen drauf gewesen wären sondern weil es eine gab. Habt ihr bei Lufthansa oder Air France im A320 schon mal nach der Cocktailkarte gefragt?
Royal Jordanian Business Class Service
Der Service an Bord des Royal Jordanian Business Class Flugs von Frankfurt nach Ammann hat mir richtig gut gefallen. Angefangen mit einer freundlichen Begrüßung und einem Willkommensdrink (vor dem Start gab es nur nicht- alkoholische Getränke), über das feuchte Tuch bis zum obligatorischen Nuss Mix wurden die Passagiere immer bei Laune gehalten.
Der Tisch wurde zum Essen vernünftig eingedeckt und das Essen in Gängen serviert, bei denen ihr die Portionsgröße selbst bestimmen könnt. Auch nach dem Essen war die Crew regelmäßig in der Kabine präsent. Dabei wurde für meinen Geschmack genau die richtige Mischung aus freundlich, aber nicht aufdringlich gefunden. Hat mir gut gefallen.
Royal Jordanian Business Class A320 – Amenity Kit
Ob ihr es glaubt oder nicht, aber Royal Jordanian hat auf diesem Tagflug von gut vier Stunden sogar ein Amenity Kit verteilt. Nicht, dass es etwas Überragendes war. Aber dass es auf diesem Flug überhaupt etwas gab, fand ich schon sehr bemerkenswert. Ich habe längere First Class Tagflüge gehabt, auf denen ich gerade mal ein paar Slipper bekommen habe.
Die Amenity Kits gab es in zwei Größen. Eine längliche, etwas größere Tasche und eine kleinere Tasche im Pocketformat. Beide hatten die gleichen Utensilien enthalten – eine Schlafbrille, Socken, Zahnbürste und einen Kugelschreiber. Auf dem Weiterflug nach Doha – gerade mal gut zwei Stunden lang – gab es das gleiche Kit noch einmal.
Fazit
Natürlich kann man das Manko eines alten A320 auf einer Mittelstrecke nicht einfach so wegwischen. Doch in der Royal Jordanian Business Class bemüht man sich, das alte Fluggerät durch guten Service auszugleichen. Freundlich sind die Flugbegleiter der allermeisten Airlines eigentlich immer – oder fast immer. Aber auf diesem Flug war das Konzept wirklich außerordentlich gelungen. Vielleicht waren auch nur meine Erwartungen vor dem Flug gering, aber die Strecke nach Amman war ein echtes Highlight. Zur Wahrheit gehört allerdings auch dazu, dass es auf dem kürzeren Flug von Amman nach Doha dann auch wieder das Standardessen mit Standard- Service gab.
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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Man sollte bei einem Flug mit Royal Jordanian Airways stets daran denken, die Unterlagen über die Flugbuchung mitzubringen:
Kreditkarte, mit der bezahlt wurde
Buchungsbeleg auf der Kreditkartenabrechnung
Das steht seit einiger Zeit ausdrücklich in den Buchungshinweisen, wird aber vermutlich häufig überlesen. Diese Regelung findet man selten (mir nur noch bei BOA bekannt); sie dürfte herkömmlichen (europäischen) Verbraucherschutzbestimmungen nicht standhalten. Aber das interessiert das Personal beim Check-in nicht.
Wer in Amman umsteigt und die Business Lounge nutzt, wird einen anderen Eindruck vom Service bekommen als in dem Blog beschrieben: Der Service ist vom Umfang und der Qualität lausig; der angebotene Rotwein grauenhaft. Die Waschräume waren bei meinem letzten Besuch teils defekt, die intakten waren unbeschreiblich schmutzig.
Da mein Stopover mehr als 6 Stunden betrug, war das Royal Jordanian Erlebnis eher frustrierend.
Hallo,
so können sich Erfahrungen eben unterscheiden. Schlechte Erfahrungen sind immer ein Ärgernis und oft genug bin auch ich schon enttäuscht aus einem Flieger ausgestiegen.
Dass man beim Check In die Kreditkarte sehen wollte, mit der ich bezahlt habe, ist mir zuletzt wohl vor 10 Jahren bei Air Asia passiert. Ein Problem war das früher vor allem, wenn der Name auf der Karte nicht mit dem Namen des Passagiers übereinstimmte – was einem ggf. auch bei Business Kreditkarten mal passieren kann.
Was die Crown Lounge in Amman angeht, werde ich die noch separat vorstellen. 6 Stunden dort kann wohl zu einer Herausforderung werden, aber meine 2 Stunden nach Mitternacht habe ich dort als recht kurzweilig empfunden. Ich habe allerdings auch die Waschräume nicht aufgesucht.