Wenn du eine Langstreckenreise in der Business Class planst, träumst du wahrscheinlich von einem bequemen Sitz, der sich in ein flaches Bett verwandeln lässt, von exzellentem Service und einem Hauch von französischem Luxus über den Wolken. Bei Air France kannst du all das bekommen – aber es gibt einen Haken. Die Business-Class-Erfahrung bei der französischen Nationalairline ist eine der inkonsistentesten am Himmel. Je nachdem, welches Flugzeug du erwischst, kann dein Erlebnis von einer hochmodernen Privatsuite mit Schiebetür, die zur Weltspitze gehört, bis hin zu einem veralteten Sitz reichen, bei dem du über deinen Nachbarn klettern musst, um auf den Gang zu gelangen. Wir helfen dir in diesem Artikel durch den Dschungel der Air France Business Class Sitze.
Air France Business Class Sitze: Warum nicht jede Business Class gleich ist
Jede große Netzwerk-Airline steht alle paar Jahre vor der Herausforderung, seine Flotte auf einem konkurrenzfähigen Niveau zu halten. Gerade auf kompetetiven Strecken ist es wichtig für Airlines, Passagieren ein zeitgemäßes Bordprodukt zu bieten. Auf Strecken mit weniger Wettbewerb oder auf Strecken, die vor allem von Urlaubern gebucht werden, ist der Handlungsdruck für die Airlines dagegen nicht so groß. So diversifizieren sich die Business Class Kabinen je nach Flugzeugtyp.
Diese enorme Bandbreite an Produkten ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer komplexen Flottenstrategie, die von verzögerter Modernisierung, gezieltem Kostensparen bei älteren Flugzeugen und einer jüngsten, ambitionierten Neuausrichtung auf absolute Spitzenprodukte geprägt ist. Das Ergebnis für dich als Passagier ist eine Art Lotterie. Ein Ticket in der „Business Class“ ist keine Garantie für ein bestimmtes Erlebnis.
Auch Air France Business Class Sitze sind ein Sammelsurium verschiedener Typen und Konfigurationen. Aber keine Sorge, genau dafür ist dieser Guide da. Wir werden gemeinsam das Rätsel der Air France Langstreckenflotte entschlüsseln. Dieser Artikel ist dein Masterplan, um die Komplexität zu navigieren, die besten Sitze gezielt zu buchen und die schwächeren Produkte elegant zu umfliegen. Wir schauen uns jeden Flugzeugtyp im Detail an, analysieren die verbauten Sitze von „neu und exzellent“ bis „alt und zu vermeiden“ und geben dir am Ende eine klare Anleitung, wie du schon bei der Buchung erkennst, was dich an Bord erwartet. Nach der Lektüre wirst du genau wissen, worauf du achten musst, um deine Reise mit Air France in vollen Zügen zu genießen.
Air France Business Class Sitze: Überblick über die Langstreckenflotte
Um die Unterschiede der Air France Business Class Sitze zu verstehen, müssen wir uns zuerst die Flotte ansehen. Die Langstreckenflotte von Air France stützt sich auf vier Hauptpfeiler, allesamt Großraumflugzeuge von Airbus und Boeing, die für interkontinentale Flüge eingesetzt werden.
- Airbus A350-900: Das moderne Flaggschiff der Flotte. Effizient, leise und das Flugzeug, in dem Air France seine neuesten Kabinenprodukte einführt.
- Boeing 777 (-200ER und -300ER): Das absolute Rückgrat der Langstreckenflotte. Mit über 60 Flugzeugen ist die „Triple Seven“ das mit Abstand häufigste Muster und gleichzeitig das mit der größten Produktvielfalt und Inkonsistenz.
- Boeing 787-9 Dreamliner: Ein weiterer moderner und effizienter Typ, bekannt für seinen Passagierkomfort durch höhere Luftfeuchtigkeit und größeren Kabinendruck.
- Airbus A330-200: Das alternde Arbeitstier der Flotte. Diese Flugzeuge werden schrittweise durch die neuen A350 ersetzt, was sich direkt auf die Qualität der an Bord verbauten Sitze auswirkt.
Aktuell (Stand Mitte 2024) setzt sich die Flotte wie folgt zusammen: 39 Airbus A350-900, 18 Boeing 777-200ER, 43 Boeing 777-300ER, 10 Boeing 787-9 und 10 Airbus A330-200. Diese Zahlen ändern sich ständig, da Air France mitten in einer umfassenden Flottenmodernisierung steckt, bei der vor allem weitere A350 ausgeliefert werden, um ältere Maschinen zu ersetzen.
Um dir einen schnellen Überblick zu verschaffen, haben wir die wichtigsten Informationen in einer Tabelle zusammengefasst. Sie dient als dein „Cheat Sheet“, bevor wir in die Details der einzelnen Sitze eintauchen.
| Flugzeugtyp | Anzahl in Flotte (ca.) | Business Class Sitz (Hersteller & Modell) | Konfiguration | Layout | Besonderheit |
| Airbus A350-900 (neu) | 19 von 39 | Stelia OPERA | 1-2-1 | Reverse Herringbone | Suite mit Schiebetür |
| Airbus A350-900 (alt) | 20 von 39 | Safran Optima | 1-2-1 | Reverse Herringbone | Hohe Privatsphäre, keine Tür |
| Boeing 777-300ER (umgerüstet) | 12+ von 43 | Safran Versa | 1-2-1 | Reverse Herringbone | Suite mit Schiebetür |
| Boeing 777-300ER (nicht umgerüstet) | ca. 31 von 43 | Safran Cirrus | 1-2-1 | Reverse Herringbone | Hohe Privatsphäre, keine Tür |
| Boeing 777-200ER | 18 von 18 | Safran Cirrus | 1-2-1 | Reverse Herringbone | Hohe Privatsphäre, keine Tür |
| Boeing 787-9 Dreamliner | 10 von 10 | Safran Cirrus | 1-2-1 | Reverse Herringbone | Sehr konsistentes Produkt |
| Airbus A330-200 | 10 von 10 | Stelia Equinox 2D | 2-2-2 | Staggered | Kein direkter Gangzugang am Fenster |
| Boeing 777-300ER (Karibik) | Subflotte | Unbekannt | 2-3-2 | Staggered | Angled-Lie-Flat, zu vermeiden |
Der neue Goldstandard – Die Business Class Suiten mit Schiebetür
In den letzten Jahren hat sich in der Welt der Business Class ein klarer Trend etabliert: Sitze mit vollständig schließenden Türen. Sie bieten ein Maß an Privatsphäre, das früher der First Class vorbehalten war. Air France hat diesen Trend erkannt und seine neuesten Produkte nach der „3F“-Philosophie entwickelt: Full Flat (ein komplett flaches Bett), Full Access (direkter Zugang zum Gang von jedem Sitz) und Full Privacy (maximale Privatsphäre). Diese Sitze repräsentieren die absolute Spitze des Air France Angebots und können es mit den besten der Welt aufnehmen.
Im Airbus A350-900 (neue Konfiguration): Der Stelia OPERA Sitz
Der Airbus A350 ist das technologische Aushängeschild von Air France, und in den neuesten Exemplaren dieses Typs findest du das derzeit beste Business-Class-Produkt der Airline.
- Hersteller & Modell: Der Sitz stammt vom französischen Hersteller Stelia Aerospace und trägt den eleganten Namen „OPERA“.
- Flugzeuge: Dieser Sitz wird in allen neuen A350-900 verbaut, die Air France seit Juli 2023 erhält. Von den aktuell 39 A350 in der Flotte sind dies die 19 neuesten Maschinen (erkennbar an den Registrierungen F-HUVA bis F-HUVT), und mit jeder weiteren Auslieferung werden es mehr.
- Kabine & Layout: Die Kabine ist großzügig gestaltet und verfügt über 48 Sitze in einer 1-2-1 Konfiguration. Das Layout ist ein sogenanntes „Reverse Herringbone“ (umgekehrtes Fischgrätenmuster), bei dem die Sitze am Fenster nach außen und die Sitze in der Mitte zueinander gewinkelt sind. Dies maximiert die Privatsphäre.
- Merkmale: Das Highlight ist die leichte, aber stabile Schiebetür, die deinen Sitz in eine private Suite verwandelt. Das Bett ist vollkommen flach und fast 2 Meter lang. Technisch ist der Sitz auf dem neuesten Stand: ein riesiger 20-Zoll 4K-Touchscreen, die Möglichkeit, eigene Kopfhörer per Bluetooth zu verbinden, eine kabellose Ladestation für dein Smartphone (Wireless Charging) sowie klassische USB-A und USB-C-Anschlüsse. Ein separates Touch-Tablet dient zur Steuerung des Sitzes und des Entertainmentsystems.
- So erkennst du ihn: Der einfachste Weg, diesen Sitz zu identifizieren, ist ein Blick auf die Sitzplatzkarte (Seat Map) bei der Buchung. Wenn die Business Class 48 Sitze hat und die Reihennummern bis 12 oder 14 gehen, hast du die neue Konfiguration gefunden.
Die Einführung dieses Sitzes mitten in der A350-Auslieferungsserie war ein strategisch wichtiger Schritt. Air France reagierte damit auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck durch Airlines aus dem Nahen Osten und Asien, für die Suiten mit Türen längst zum Standard geworden sind. Damit hat die Airline zwar bewusst eine Inkonsistenz innerhalb ihrer modernsten Teilflotte geschaffen, sichert sich aber gleichzeitig einen Platz in der absoluten Weltspitze. Für dich bedeutet das: Eine A350-Buchung allein reicht nicht aus – der Blick auf die Seat Map ist entscheidend.

Stelia Opera bei Air France, Copyright: Stelia Aerospace
In der umgerüsteten Boeing 777-300ER: Der Safran Versa Sitz
Die Boeing 777-300ER ist das Arbeitspferd der Flotte, und Air France investiert massiv, um auch diese Flugzeuge auf den neuesten Stand zu bringen. Das Ergebnis ist ein Sitz, der dem OPERA-Sitz im A350 ebenbürtig ist.
- Hersteller & Modell: Dieser Sitz wird von Safran Seats hergestellt und trägt den Namen „Versa“. Manchmal wird er auch unter seiner technischen Bezeichnung Cirrus 5C03 geführt.
- Flugzeuge: Das ambitionierte Umrüstungsprogramm begann im September 2022. Zunächst wurden 12 Boeing 777-300ER umgerüstet. Aufgrund des Erfolgs wurde ein Folgeauftrag platziert, mit dem Ziel, die gesamte Flotte von 43 B777-300ER mit diesem neuen Sitz auszustatten. Dieser Prozess wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
- Kabine & Layout: Genau wie im neuen A350 gibt es hier 48 Sitze in einer 1-2-1 Reverse-Herringbone-Anordnung.
- Merkmale: Die Ausstattung ist praktisch identisch mit dem OPERA-Sitz. Du bekommst eine Schiebetür, ein 2 Meter langes und 70 cm breites Bett, Bluetooth-Audio und Wireless Charging. Der 4K-Bildschirm ist mit 17,3 Zoll minimal kleiner als im A350, aber immer noch brillant. Eine Besonderheit bei den Mittelsitzen: Die Trennwand lässt sich komplett versenken, sodass Paare einen großen gemeinsamen Bereich schaffen können.
- So erkennst du ihn: Diese umgerüsteten 777er haben ein entscheidendes Merkmal: Sie besitzen keine „La Première“ First Class Kabine mehr. Die Sitzplatzkarte zeigt eine reine Business-Class-Konfiguration an der Spitze des Flugzeugs mit 12 Reihen, die oft in eine vordere (7 Reihen) und eine hintere, kleinere Kabine (5 Reihen) aufgeteilt sind.
Die Entscheidung, für diesen Umbau die exklusive und prestigeträchtige La Première Kabine zu entfernen, ist bemerkenswert. Sie zeigt, dass Air France darauf wettet, mit einer größeren und hochmodernen Business Class mehr Profitabilität und Kundenzufriedenheit zu erzielen als mit einer winzigen, ultra-exklusiven First Class auf diesen Maschinen. Für Reisende bedeutet dies, dass die B777-300ER für die nächsten Jahre das Flugzeug mit der größten „Lotterie-Gefahr“ bleibt: Du könntest eine Weltklasse-Suite bekommen oder ein deutlich älteres Produkt. Das Wissen, wie man die umgerüstete Version auf der Seat Map erkennt, ist hier Gold wert.

Safran Versa Sitz, Copyright: Safran Seats
Der exzellente Standard – Reverse Herringbone mit viel Privatsphäre (aber ohne Tür)
Bevor die neuen Suiten eingeführt wurden, war der „Reverse Herringbone“-Sitz ohne Tür der Goldstandard bei Air France. Diese Sitze bieten immer noch ein hervorragendes Reiseerlebnis mit direktem Gangzugang und einem hohen Maß an Privatsphäre. Sie sind eine absolut solide und komfortable Wahl und in einem Großteil der Flotte zu finden.
Im Airbus A350-900 (ältere Konfiguration): Der Safran Optima Sitz
Die ersten A350, die an Air France ausgeliefert wurden, kamen mit einem damals hochmodernen Business-Class-Produkt, das auch heute noch überzeugt.
- Hersteller & Modell: Der Sitz stammt von Safran (ehemals Zodiac Aerospace) und ist vom Modell „Optima“. Interessanterweise ist dies im Kern die gleiche Sitzschale, die auch United Airlines für ihr bekanntes „Polaris“ Business-Class-Produkt verwendet.
- Flugzeuge: Dieser Sitz ist in den ersten 20 Airbus A350-900 verbaut, die bis Mitte 2023 an die Airline ausgeliefert wurden.
- Kabine & Layout: Die Kabine umfasst 34 Sitze in der bewährten versetzten 1-2-1 Anordnung. In der Mittelreihe wechseln sich Reihen mit Honeymoon-Sitzen mit Sitzpaaren ab, die zum Gang gerichtet sind. An den Fensterseiten ist wechselweise ein sehr privater Sitz am Fenster und ein weniger privater Sitz zum Gang.
- Merkmale: Der Sitz lässt sich selbstverständlich in ein komplett flaches Bett verwandeln. Auch ohne Tür bietet die hohe seitliche Verschalung des Sitzes ein sehr privates, kokonartiges Gefühl. Jeder Passagier hat direkten Zugang zum Gang.
- So erkennst du ihn: Die Seat Map ist der Schlüssel. Siehst du eine Business-Class-Kabine mit insgesamt 34 Sitzen, die in der Regel bei Reihe 9 endet, fliegst du in einem A350 der älteren Konfiguration.

Safran Optima, hier in der Version mit Türen, Copyright: Safran Seats
Im Boeing 787-9 Dreamliner: Der Safran Cirrus Sitz
Der Dreamliner ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Flugzeug, und bei Air France hat er einen weiteren, entscheidenden Vorteil: Er ist der Garant für ein konsistent gutes Produkt.
- Hersteller & Modell: Hier kommt das Modell „Cirrus“ von Safran (Zodiac) zum Einsatz, ein Klassiker und einer der beliebtesten Reverse-Herringbone-Sitze auf dem Markt.
- Flugzeuge: Die gesamte Flotte von 10 Boeing 787-9 Dreamlinern ist identisch ausgestattet.
- Kabine & Layout: Die Kabine besteht aus 30 Sitzen, die sich auf 8 Reihen in einer 1-2-1 Reverse-Herringbone-Konfiguration verteilen.
- Merkmale: Der Cirrus-Sitz gilt als extrem komfortabel und durchdacht. Die Privatsphäre ist durch die Anordnung und die hohe Schale exzellent. Das Bett ist flach, und der 16-Zoll-HD-Bildschirm bietet gute Unterhaltung.
Die Boeing 787-9 ist die „sichere Bank“ in der Air France Flotte. Anders als beim A350 oder der B777 gibt es hier keine unterschiedlichen Versionen oder Unterflotten. Wenn dein Flug mit einem Dreamliner durchgeführt wird, weißt du genau, was dich erwartet: ein exzellenter, moderner und privater Business-Class-Sitz. Das macht die B787 zur einfachsten und verlässlichsten Wahl für Reisende, die sich nicht mit dem Entziffern von Sitzplänen beschäftigen möchten. Hier gehts zu meinem Review.

Business Class Sitz
In der Boeing 777-200ER & nicht umgerüsteten 777-300ER
Dieses Sitzmodell bildet das Rückgrat des „guten“ Business-Class-Erlebnisses bei Air France und ist in der gesamten B777-Flotte zu finden, die noch nicht auf die neuen Suiten umgerüstet wurde.
- Hersteller & Modell: Auch hier handelt es sich um den bewährten Safran (Zodiac) Cirrus Sitz, der dem im B787 verbauten Modell sehr ähnlich ist.
- Flugzeuge: Dieser Sitz ist in allen 18 Boeing 777-200ER sowie in den rund 31 Boeing 777-300ER verbaut, die noch auf ihre Umrüstung warten.
- Kabine & Layout: Stets eine 1-2-1 Reverse-Herringbone-Konfiguration, die allen Passagieren direkten Gangzugang gewährt.
- Merkmale: Ein bequemes, flaches Bett und eine hohe Privatsphäre durch die kokonartige Verschalung sind die Hauptvorteile. Im Vergleich zu den neuesten Suiten kann die Technik (Bildschirme, Anschlüsse) etwas veraltet wirken, und die Monitore sind nicht immer in HD-Qualität. Dennoch ist es ein sehr solides und komfortables Produkt, das eine angenehme Reise ermöglicht.
Augen auf bei der Buchung – Die älteren und schwächeren Kabinen
Dieser Abschnitt ist eine explizite Warnung. Denn neben den exzellenten Produkten hat Air France auch noch Kabinen im Einsatz, die nicht mehr dem heutigen Standard einer internationalen Business Class entsprechen. Wenn du die Wahl hast, solltest du diese Flugzeuge und Konfigurationen meiden.
Im Airbus A330-200: Die veraltete 2-2-2 Konfiguration
Obwohl die A330-Flotte erst 2019 eine neue Business Class erhalten hat, war die damalige Entscheidung von Air France eher ein Kompromiss als eine echte Modernisierung.
- Hersteller & Modell: Verbaut ist der „Equinox 2D“ Sitz von Stelia Aerospace.
- Flugzeuge: Die gesamte Flotte von 10 Airbus A330-200 ist mit diesem Sitz ausgestattet.
- Kabine & Layout: Hier liegt das Hauptproblem. Die 36 Sitze sind in einer 2-2-2 Konfiguration angeordnet.
- Merkmale: Die Sitze lassen sich zwar in ein flaches Bett verwandeln, aber die Anordnung hat einen entscheidenden Nachteil: Passagiere am Fenster haben keinen direkten Zugang zum Gang. Sie müssen über die Füße ihres schlafenden Sitznachbarn steigen (der sogenannte „step-over“ oder „midnight-climb“), um zur Toilette oder zur Galley zu gelangen. Dies schränkt die Privatsphäre und den Komfort erheblich ein und entspricht nicht mehr dem, was man 2024 von einer Business Class erwartet.
Die Entscheidung für dieses bereits bei der Einführung veraltete Layout war rein wirtschaftlich motiviert. Eine 2-2-2-Bestuhlung erlaubt es, mehr Sitze auf der gleichen Fläche unterzubringen als eine 1-2-1-Konfiguration. Da die A330-Flotte ohnehin für die Ausflottung und den Ersatz durch A350 vorgesehen ist, entschied sich Air France für eine kostengünstige „Stop-Gap“-Lösung, um die alten Rutschsitze zu ersetzen, ohne jedoch in ein zukunftsfähiges Spitzenprodukt zu investieren. Das Ergebnis ist eine „neue“ Kabine, die sich „alt“ anfühlt.
Sonderfall Karibik & Freizeitrouten: Die hochverdichtete Boeing 777-300ER
Das mit Abstand schlechteste Business-Class-Erlebnis in der Air France Langstreckenflotte lauert auf bestimmten Routen, meist zu Ferienzielen. Hier setzt die Airline speziell konfigurierte Flugzeuge ein, bei denen die Maximierung der Passagierzahl im Vordergrund steht.
- Flugzeuge: Eine bestimmte Sub-Flotte der Boeing 777-300ER, die primär auf Strecken in die französische Karibik (z.B. Pointe-à-Pitre, Fort-de-France) und zu anderen Zielen mit hohem Touristenaufkommen eingesetzt wird.
- Kabine & Layout: Halte dich fest: Hier findest du eine extrem enge 2-3-2 Konfiguration in der Business Class. Das bedeutet, es gibt Mittelsitze in der Business Class!
- Merkmale: Diese Sitze sind in der Regel keine komplett flachen Betten, sondern sogenannte „angled lie-flat“ Sitze, also Schlafsessel, die sich nur zu einer schiefen Ebene neigen lassen. In Vielfliegerkreisen wird dieser Sitz gern „Rutsche“ genannt. Direkter Gangzugang ist nur für eine Minderheit der Passagiere gegeben. Die Privatsphäre ist minimal. Dieses Produkt ist kaum besser als eine gute Premium Economy Class und sollte unter allen Umständen vermieden werden, wenn du eine echte Business-Class-Erfahrung suchst.
Diese Konfiguration offenbart eine klare Zwei-Klassen-Strategie von Air France, die sich nach dem Routenprofil richtet. Auf prestigeträchtigen Geschäftsreiserouten (z.B. nach New York, Tokio, Singapur) werden die besten Produkte eingesetzt, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Auf reinen Urlaubsstrecken, wo die Airline von einer weniger anspruchsvollen und preissensibleren Kundschaft ausgeht, wird ein qualitativ minderwertiges Produkt mit maximaler Sitzdichte eingesetzt. Das Tückische daran: Bei der Buchung ist dies oft nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
Fazit – Dein Masterplan für die beste Air France Business Class
Wie du siehst, ist die Welt der Air France Business Class komplex. Aber mit dem richtigen Wissen bist du nicht mehr der Willkür der Flugzeugzuteilung ausgesetzt, sondern kannst deine Reise aktiv gestalten. Hier ist dein Masterplan, zusammengefasst in einer klaren Rangliste:
- Top Tier (Weltklasse-Erlebnis): Die neuen Airbus A350 mit dem Stelia OPERA Sitz und die umgerüsteten Boeing 777-300ER mit dem Safran Versa Sitz. Beide bieten eine private Suite mit Schiebetür und modernster Technik.
- Exzellent & Sicher (Die verlässliche Wahl): Der Boeing 787-9 Dreamliner. Hier bekommst du garantiert den hervorragenden Safran Cirrus Sitz in einer 1-2-1 Konfiguration. Keine Lotterie, keine Überraschungen.
- Sehr Gut, aber prüfe die Version: Die älteren Airbus A350 mit dem Safran Optima Sitz. Ein tolles Produkt, aber eben ohne die Tür der neuesten Version.
- Solide, aber alternd: Die Boeing 777-200ER und die nicht umgerüsteten Boeing 777-300ER. Der Safran Cirrus Sitz ist immer noch gut, aber die B777 bleibt ein Glücksspiel, bis die Umrüstung abgeschlossen ist.
- Aktiv vermeiden: Der Airbus A330-200 wegen seiner 2-2-2 Konfiguration ohne direkten Gangzugang für alle. Und das absolute No-Go: die Boeing 777-300ER in der 2-3-2 Karibik-Konfiguration.
Dein wichtigstes Werkzeug: Die Sitzplatzkarte (Seat Map)
Der Schlüssel, um zu wissen, was dich erwartet, liegt in der Sitzplatzkarte, die dir während des Buchungsvorgangs angezeigt wird. Vergiss Flugzeugtyp-Bezeichnungen – was zählt, ist die Anordnung der Sitze.
Die goldene Regel lautet: Zähle die Sitze pro Reihe!
- Siehst du 4 Sitze pro Reihe (1-2-1)? Herzlichen Glückwunsch, du bist auf der sicheren Seite! Du bekommst einen modernen Sitz mit direktem Gangzugang. Um zwischen „sehr gut“ und „Weltklasse“ zu unterscheiden, schau, ob es eine First Class gibt (bei der umgerüsteten B777 nicht) oder wie viele Sitze insgesamt in der Kabine sind (48 bei den neuesten Versionen).
- Siehst du 6 Sitze pro Reihe (2-2-2)? Achtung, du bist im Airbus A330. Wenn du am Fenster sitzen möchtest, musst du über deinen Nachbarn steigen. Buche nur, wenn es keine Alternative gibt.
- Siehst du 7 Sitze pro Reihe (2-3-2)? Alarmstufe Rot! Dies ist die hochverdichtete Freizeit-Konfiguration. Brich die Buchung ab und suche nach einer anderen Verbindung, wenn dir dein Komfort wichtig ist.
Air France Business Class Sitze: Fazit
Air France Business Class Sitze sind aufgrund der derzeitigen Flottenmodernisierung beim Skyteam Mitglied ein „Mixed Bag“. Es ist unbedingt erforderlich, nach dem genauen Sitztyp Ausschau zu halten, wenn du nicht enttäuscht werden willst. Mit diesem Wissen bist du bestens gerüstet. Du kannst nun gezielt nach Flügen suchen, die von einer B787 oder einem A350/B777 mit 1-2-1-Layout durchgeführt werden, und so sicherstellen, dass deine Reise in der Air France Business Class zu dem luxuriösen und erholsamen Erlebnis wird, das du dir wünschst. Bon voyage!













