Turkish Airlines fliegt von allen Fluggesellschaften die meisten Ziele an. Längst ist das Star Alliance Mitglied zu einer globalen Airline aufgestiegen. Auch beim Business Class Bordprodukt hat man in den letzten Jahren mächtig aufgeholt. Die Türken sind auch die einzige Airline Europas, die zumindest teilweise Großraumflugzeuge auf innereuropäischen Strecken einsetzt. Wie mir die Turkish Airlines Business Class A330 auf dem Weg von Istanbul nach Hamburg gefallen hat, erfahrt ihr in diesem Review.
Turkish Airlines Business Class A330-200 – Von der Buchung bis zum Boarding
Der Flug mit der Turkish Airlines Business Class war Teil meines zweiwöchigen Review Trips im März 2023, bei dem ich 20 Business oder First Class Flüge in 15 Tagen absolviert habe. Dabei hatte ich das Highlight schon hinter mir, als ich in Istanbul angekommen war. Schließlich war ich in der “Qatar Pacific” First Class von Doha dort angekommen. Der Flug mit Turkish Airlines war daher nur ein Positionierungsflug zurück nach Hamburg, wo es einen Tag später dann mit der British Airways First Class weiter nach Chicago ging.
Da die drei Stunden von Istanbul nach Hamburg nicht allzu spektakulär werden würden, hatte ich eigentlich vorgehabt, mir einen Economy Flug cash zu buchen. Doch dann habe ich gesehen, dass ein Flug am Morgen im A330 durchgeführt wurde, was mir zeitlich perfekt in den Plan passte. Zugegeben, 27.000 Lifemiles plus 47 US Dollar Zuzahlungen waren nicht meine beste Einlösung dieses Jahr, aber über 500 Euro oneway für ein Cash Ticket waren mir zu teuer und so gingen die überschüssigen Lifemiles, die ich bei der letzten Aktion gekauft hatte, über den Tresen.
Business Class Flüge mit Turkish Airlines innerhalb Europas sind ein bekannter Miles and More Sweetspot, weil man mit einem kleinen Trick einen (Fast) Returnflug zum Preis eines Oneway buchen kann. Da ich aber tatsächlich nur Oneway fliegen wollte, war das für mich keine Option.
Kundendienst – gibts hier nicht
Ein Problem bei Buchungen über Lifemiles ist, dass häufig der Buchungscode von Lifemiles nicht mit dem Buchungscode der Airline übereinstimmt. Da ich relativ häufig über Lifemiles buche und deren Customer Service nicht existent ist, wende ich mich immer an die ausführende Airline. In aller Regel bekomme ich dort den Buchungscode unkompliziert mitgeteilt – manchmal garniert mit dem Hinweis, dass mir Lifemiles diesen eigentlich zur Verfügung stellen sollte. Nicht so Turkish Airlines. Deren “Helpdesk” auf Twitter war so unfreundlich und nutzlos, dass ich denen einen Preis verleihen würde.
Der Aufwand, der hier entstanden wäre, ist das Eintippen meines Namens und ggf. meines Geburtsdatums in den Computer, Copy/Paste des Buchungscodes und ein freundliches Bitteschön. Stattdessen bekam ich eine Belehrung, mit welchen Ziffern Ticketnummern bei TK anfangen und welche Buchstaben für die Buchungscodes verwendet würden. Auf meine explizite Nachfrage, beendete Mister Grumpy am TK Helpdesk dann die Konversation mit der folgenden Bemerkung:
If you obtain the necessary information from the relevant airport and log in with valid information, you can complete your transactions on our website.
Wow, das war fast schon qataresk. Qatar Airways ist bekannt dafür, in der Luft Weltklasse zu sein, aber am Boden eher Kreisklasse. Das Niveau am Boden kann Turkish Airlines schon mal locker mitgehen. Ich war gespannt, wie es denn in der Luft weitergehen würde.
Für die Übernachtung in Istanbul hatte ich mir ein günstiges Air BnB in Flughafennähe gebucht, damit ich morgens schnell zurückkommen könnte, um mir noch die Turkish Airlines Miles&Smiles Lounge am Flughafen anzuschauen.
Turkish Airlines Business Class A330-200 – Die Kabine
Die Business Class Kabine im A330-200 von Turkish Airlines umfasst nur vier Reihen in 2-2-2- Konfiguration. Die Mittelreihen sind zu den Außensitzen etwas versetzt angeordnet, was ein wenig Privatsphäre vermittelt. Insgesamt ist die Privatsphäre in der Kabine allerdings nahe Null, denn die Sitze verfügen zum Gang hin über keinerlei Privacy Shield.
Angekündigt war laut Flightconnections ein A330-300, der über Lie- Flat Sitze verfügt hätte. Eingesetzt wurde dann leider ein A330-200, der bei Turkish Airlines in verschiedenen Varianten im Einsatz ist. Die meisten A330-200 in der Flotte von Turkish Airlines verfügen lediglich über Angle Flat Sitze. Diese im Volksmund oft als Rutsche bezeichneten Sitze sind zwar zwar im ausgefahrenen Zustand (fast) flach, aber eben nicht gerade. Die Neigung der Sitze sorgt dafür, dass man permanent den Eindruck hat herunter zu rutschen.
Die Overhead Bins sind im A330-200 deutlich kleiner als in anderen Großraumflugzeugen. Wäre die Business Class mit ihren 24 Plätzen ausgebucht, könnte das selbst in der Business Class zu Problemen mit dem Handgepäck führen.
Während die Sitzschalen wie der Rest der Kabine in hellem Beige gehalten ist, sind die Sitze selbst mit schwarzem Stoffbezug und roten Anschnallgurten ausgestattet. Anders als in den meisten anderen Flugzeugtypen von Turkish Airlines grüßt im alten A330-200 nicht das Wappen der Airline an der hinteren Kabinenwand.
Turkish Airlines Business Class A330-200 – Der Sitz
Dem Alter des Flugzeugs entsprechend waren dort B/E Aerospace Minipod Sitze in der typischen 2-2-2- Konfiguration verbaut. Während diese bei ihrem Debut in 2002 für ihre revolutionäre feste Verschalung gefeiert wurde, ist dieser Sitz heute natürlich hoffnungslos veraltet. Airlines, die diesen Sitztyp noch in ihrer Flotte verbaut haben, setzen die Flugzeuge zumeist nur noch auf Kurzstrecken ein. Turkish Airlines setzt seine A330-200 überwiegend auf innereuropäischen Strecken ein, wo sie ja sogar ein Upgrade darstellen. Schließlich fliegt man bei allen anderen europäischen Airlines hier in der Regel auf Economy Class Sitzen.
Dazu werden die Maschinen auf Routen nach Westafrika, in den Nahen und Mittleren Osten sowie nach Pakistan eingesetzt. Touristische Prestigerouten auf der Langstrecke sieht dieser Flugzeugtyp dagegen nicht mehr.
Die Minipod Sitze sind 53 cm schmal. Der Sitzabstand von Rückenlehne zur Rückenlehne des Vordermanns beträgt 155 cm und die Neigung des Sitzes beim Ausfahren 170 Grad. Für einen etwas größeren Menschen über 1,90 Meter ist das Schlafen in diesem Sitz praktisch unmöglich. Immerhin bekommt man noch ein paar zusätzliche Zentimeter Sitzbreite geschenkt, wenn man die Armlehne nach außen absenkt.
Sitzausstattung
Zwischen den beiden Sitzen ist ein festes Pult, das schmal genug ist, um sich mit seinem Sitznachbarn in die Quere zu kommen. Einen Divider zwischen den Sitzen gibt es nicht. An diesem Pult sind die Control- Panels für die Sitzverstellung angebracht. Unter der Armlehne findet ihr auch die den Controller für das Entertainment System und Kopfhörer- Anschlüsse, während die Universalsteckdose und USB- Anschluss vorne am Sitz verbaut sind. Am vorderen Ende der Armlehne ist eine Abstellfläche für Getränke. Da diese nicht für zwei Getränke ausreicht, kann man noch einen kleinen Zusatz aus der Armlehne ausklappen, wo ein Getränk abgestellt werden kann. Zwischen den Sitzen ist für jeden Sitz eine Leselampe an einem Teleskoparm installiert.
Der Fußraum vor euch ist sehr klein. Würde man in dem Sitz schlafen wollen, wäre es vermutlich unmöglich sich zu drehen. Eine Ottomane, auf der man die Füße ablegen könnte, gibt es in dieser Variante des A330 auch nicht. Das ist nicht weiter verwunderlich, da der Sitz ja nicht in ein Flatbed ausfährt sondern zu einer Rutsche. Neben dem Fußraum und damit zwischen den beiden Sitzen mittig sind zwei offene Ablagefächer für jeden Sitz, wo man seine Schuhe oder Kleinkram unterbringen kann.
Insgesamt ist der Sitz ideal für kurze Strecken, die man zu zweit fliegt. Für Alleinreisende, die ihre Ruhe haben oder etwas arbeiten wollen, ist der Sitz dagegen suboptimal.
Turkish Airlines Business Class – Speisen und Getränke
Turkish Airlines ist ja bekannt für seinen guten Service und den gibt es auch auf der Kurzstrecke. Der Tageszeit entsprechend gab es ein Frühstück an Bord. Dafür wurde der aus der Armlehne ausklappbare Tisch mit Tischdecke eingedeckt und es gab sogar eine Menukarte. Ich mag solche Liebe zum Details.
Das Frühstück bestand aus einigen kalten Vorspeisen mit regionalem Bezug. Neben Joghurt mit getrockneten Früchten und türkischer Streichsahne (Clotted Cream) mit Honig, gab es zwei warme Hauptspeisen zur Auswahl. Zum einen die sichere Variante mit Rührei, Champions und gegrillten Tomaten, zum anderen die regionale Variante einer Art Börek mit Käsefüllung. Ich entscheide mich bei Airlines oft für die regionale Variante, weil ich schlechtes Flugzeug- Rührei schon oft genug gegessen habe. Das geht oft in die Hose (wie zuletzt bei EVA mit dem chinesischen Frühstück), aber bei Turkish Airlines war die Blätterteigtasche ein Volltreffer.
Außerdem gab es einen Salat mit Schafskäse, verschiedene türkische Käsesorten, Paprika und eine Scheibe Truthahnbrust. Dazu warme Croissants und Brötchen. Wenn ich nicht schon in der Lounge gut gefrühstückt hätte, wäre ich spätenstens hier satt geworden.
Bei den Getränken gab es eine übliche Auswahl an Softdrinks, aber auch alkoholische Getränke wurden gereicht. Das weiß ich, weil mein amerikanischer Sitznachbar da ordentlich zugelangt hat.
Amenities & Entertainment
Ein Amenity Kit gab es auf diesem Tagflug auf Kurzstrecke natürlich nicht. Auf der Bordtoilette warteten aber immerhin eine Handseife der Luxusmarke Molton Brown, die immerhin um die 20 Euro kostet. Dazu gab es auch die passende Handcreme und ein Eau de Cologne der türkischen Marke Paina.
Das Entertainment System bietet eine Reihe von Filmen, Serien, Fernsehprogrammen und Musikalben, die für einen Flug von knapp drei Stunden absolut ausreichend sein dürfte. Tatsächlich dürfte es schon problematisch sein, sich einen ganzen Spielfilm anzuschauen, wenn ihr den Film während des Essens- Services unterbrecht. Das Entertainment Programm wird regelmäßig aktualisiert. Was es an Bord eures Turkish Airlines Fluges zu sehen gibt, könnt ihr auf der Webseite hier nachlesen.
Es wurden auch Kopfhörer für den kurzen Flug gereicht, die allerdings keine Noise Cancelling Funktion hatten.
Wifi on board
Turkish Airlines bietet Internetservices in immer mehr Flugzeugen der eigenen Flotte. An Bord meines A330-200 gab es allerdings kein Wifi, was mich nicht sonderlich gestört hat. In Flugzeugen mit Wifi habt ihr als Business Class Passagier ein Gigabyte Datenvolumen frei. Wenn ihr einen Status im hauseigenen Miles&Smiles Programm habt (Elite oder Elite Plus), habt ihr in der Business Class sogar während des ganzen Fluges unlimitierten Zugang zum Wifi. Als Statusinhaber in der Economy profitiert ihr immerhin von einem Package mit 400MB.
Ansonsten gibt es natürlich auch Pässe zu kaufen.
- Nutzung von Messengerdiensten während des gesamten Fluges: 5 US Dollar
- 100 MB Datenvolumen: 8 US Dollar
- 250 MB Datenvolumen: 15 US Dollar
- Unlimited Internet auf der Kurzstrecke: 15 US Dollar
- Unlimited Internet auf der Langstrecke: 35 US Dollar
Neben den Internetservices profitiert ihr auch vom Live TV an Bord der Langstreckenflotte. Neben dem türkischen TRT stehen die Nachrichtensender BBC, CNN, CNBC sowie einige Sport Channel zur Auswahl.
Fazit
In der Turkish Airlines Business Class an Bord des A330-200 würde ich keine Langstrecke fliegen wollen. Doch auf innereuropäischen Strecken ist das Flugzeug natürlich ein deutliches Upgrade. Der Service von Turkish Airlines ist bis auf den Twitter Helpdesk freundlich und professionell und das Essen war lecker. Ich freue mich schon auf meinen ersten Langstreckenflug mit Turkish Airlines.
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