Man hat in Asien nicht so viele Gelegenheiten, das afrikanische Star Alliance Mitglied Ethiopian Airlines kennenzulernen, wenn man nicht unbedingt die Langstrecke nach Addis Abeba nehmen möchte. Doch zum Glück gehört Ethiopian Airlines auch zu den Airlines mit den meisten Fifth Freedom Flights, also Flügen, die in Äthiopien starten, aber auf dem Weg zu ihrem endgültigen Ziel einen Zwischenstopp in einem Drittland machen. Hier ist mein Review des Fluges von Kuala Lumpur nach Singapur in der Cloud 9 Business Class von Ethiopian Airlines.
Exkurs: Was ist ein Fifth Freedom Flight
Das Recht, auf den so genannten Fifth Freedom Flights Tickets zu verkaufen, ist in den von der ICAO vorgeschlagenen “9 freedoms of the air”, also den Rechten in der internationalen, kommerziellen Luftfahrt festgehalten. Das Recht ermöglicht es einer Airline, eine Route anzubieten, die alleine nicht rentabel wäre sondern erst durch Einbeziehung eines zweiten Zielpunkts in die Gewinnzone fliegt. Ethiopian Airlines macht (wie auch Emirates) regen Gebrauch von diesem Recht. Insgesamt 14 Fifth Freedom Flights hat die Airline in ihrem Flugkalender stehen. In Europa wird z.B. Stockholm – Oslo für deutlich weniger Geld angeboten, als man z.B. bei der regionalen SAS zahlen würde.
In Asien verlängert Ethiopian Airlines seinen Flug nach Bangkok bis Hongkong und den Flug nach Singapur bis Kuala Lumpur. Letztere Strecke habe ich also auf meinem Weg von Bangkok nach Singapur genutzt, nachdem ich das erste Teilstück in der THAI Airways Business Class geflogen war.
Ethiopian Airlines Business Class KL- Singapur, B787: Buchung und Check In
Ich war einigermaßen gespannt auf den Flug. Offen gestanden wusste ich von Ethiopian Airlines nicht viel mehr, als dass man bei deren Vielfliegerprogramm Shebamiles leicht den Star Alliance Gold Status erreichen konnte. Doch tatsächlich geflogen war ich bis dahin noch nie mit einer afrikanischen Airline.
Gebucht hatte ich den Flug auf einem Ticket mit dem ersten Teilstück bei Krisflyer für 21500 Meilen. Natürlich hätte ich die Strecke auch einfach in einem Stück mit THAI fliegen können. So ergab sich aber noch die Gelegenheit, Ethiopian Airlines kennenzulernen und mir die THAI Royal Silk Lounge in Kuala Lumpur anzuschauen.
Da ich in KL im Transit geblieben war, fand mein Document Check am Gate statt. Leider waren die Daten nicht zu Ethiopian Airlines übertragen worden und so wurde ich am Gate beiseite genommen und auf möglicherweise erforderliche Visa gecheckt. Da ich nicht nach Äthipien sondern nur bis Singapur fliegen wollte und als Deutscher kein Visum für Singapur brauche (und mich dort ja auch nur im Transit aufgehalten habe), war das schnell erledigt. So konnte ich direkt zum Priority Boarding für die Business Class durchschlendern.
Ethiopian Airlines Business Class KL- Singapur, B787: Die Kabine
Die Cloud 9 genannte Business Class von Ethiopian Airlines verfügt in dem Dreamliner Boeing B787-8 über vier Reihen in 2-2-2- Konfiguration, also insgesamt gerade mal 24 Sitze. Hinter der Galley befindet sich bereits die Economy- Kabine. Eine First oder Premium Economy hat Ethiopian nicht.
Optisch macht die in Rot/Grün gehaltene Kabine mit rot-grauen Sitzen und grünem Teppich einen sehr freundlichen Eindruck. Die 2-2-2- Konfiguration führt natürlich zu dem üblichen Problem, dass nicht jeder Passagier unmittelbaren Zugang zum Gang hat. Die Passagiere auf den Sitzplätzen am Fenster können auf einem Tagflug sicherlich bequem vor dem Sitznachbarn in den Gang passieren. In der Nacht bei ausgefahrenem Bett ist das dagegen deutlich problematischer. Dies spricht ganz klar für einen Sitzplatz im Mittelblock, wo beide Passagiere zu ihrer Seite in den Gang gehen können, ohne den Nachbarn belästigen zu müssen.
Die Flotte von Ethiopian Airlines hält allerdings oft eine Wundertüte für die Passagiere bereit. Nicht nur ist die Langstreckenflotte mit B777, B787, B767 und A350 stark diversifiziert – die einzelnen Flugzeuge verfügen auch noch über unterschiedliche Konfigurationen und Sitze. So gibt es beim Dreamliner in der 800’er Reihe auch Exemplare mit echten Lie Flat Sitzen und einige neue Exemplare haben sogar eine 1-2-1- Konfiguration in Reverse Heringbone- Anordnung. Dafür muss man in der B777 noch mit altertümlicher 2-3-2- Anordnung rechnen und die B767 fliegt teils sogar noch mit Recliner- Sitzen. Recliner Sitze lassen sich nicht in ein komplett flaches Bett ausfahren sondern nur die Rückenlehne zurückstellen. Neue A350 wiederum haben zwar eine 1-2-1- Anordnung, aber “staggered”, also gerade angeordnet statt Reverse Heringbone.
Kabine im B787-8 Dreamliner
Ich bin also in einer alten Version der Boeing B787-8 gelandet. Die Sitze waren zwar flach, allerdings nicht im Winkel von 180 Grad sondern etwa 170 Grad. Die Toiletten sind ganz normale Economy- Klos. Ethiopian Airlines gibt sich auch keine Mühe, diese ein bisschen mehr wie ein Business Klo aussehen zu lassen. Andere Airlines stellen hier Amenities wie Zahnbürsten bereit, stellen eine Handcreme oder Facial Moisturizer hin oder legen ein kleines Tischdeckchen oder ein Blümchen auf den kleinen Waschtisch – nicht so Ethiopian. Muss ja aber auch nicht.
Was nicht auf den ersten Blick auffällt – jedenfalls nicht auf einem Nachtflug – ist dass die Fenster deutlich größer sind als bei anderen Flugzeugen. Für ein Flugzeug hat das schon fast Panorama- Qualität. Die Kabine wirkt auch größer,weil es über den Mittelsitzen keine Overhead Bins gibt (wahrscheinlich auch abhängig vom Flugzeugtyp).
Da Ethiopian Airlines häufig auch kurzfristig das Fluggerät wechselt, könnt ihr nie sicher sein, in was für einem Sitz in welcher Konfiguration ihr landet. Es empfiehlt sich in jedem Fall vorher die Seatmap zu studieren.
Ethiopian Airlines Business Class KL- Singapur, B787: Der Sitz
Die Sitze lassen sich mit der in der Konsole befindlichen Bedienung automatisch und individuell einstellen. Die Sitze lassen sich in ein flaches Bett verwandeln. Es ist allerdings ein Angle Lie Flat Sitz, der zwar flach ist, aber eine Neigung hat. Dafür hat sich der etwas despektierliche Begriff “Rutsche” durchgesetzt. Tatsächlich ist es für mich schwierig, auf so einem Sitz in den Schlaf zu finden. Immerhin ist der Sitz auch unter dem Vordersitz breit genug, dass man sich auch mal umdrehen kann.
Für die Nachtruhe lässt sich die Armlehne zum Sitznachbarn ein Stück weit hochfahren, so dass man noch etwas mehr Privatsphäre zum Nachbarn hin bekommt. Trotzdem ist die Sitzanordnung in Sachen Privatsphäre natürlich eher suboptimal. Die 2-2-2- Anordnung und auch die etwas einfachen Sitze erinnern doch sehr an das veraltete Lufthansa Bordprodukt.
Die Bettdecke, bei der auf dem Aufdruck noch mal explizit darauf hingewiesen wird, dass diese zurück gegeben werden muss und nicht mitgenommen werden darf, ist nicht so dick wie bei europäischen Airlines. Das muss allerdings kein Nachteil sein; ich habe z. B. unter der dicken Bettdecke von Austrian Airlines ordentlich geschwitzt.
Die Sitze sind natürlich mit Lampen für jeden Sitz sowie Lademöglichkeiten per USB oder 110V Steckdose ausgestattet. Die Mittelkonsole zwischen den jeweils zwei Sitzen scheint mir schmaler zu sein als bei anderen Airlines. Ob das ein Problem auf einem Langstreckenflug werden könnte, kann ich nicht sagen, denn ich hatte die ganze Business- Kabine ja ziemlich für mich alleine.
Ethiopian Airlines Business Class KL- Singapur, B787: Entertainment
Alle Business Class Sitze verfügen selbsverständlich über ihr eigenes Inflight Entertainment System mit knapp 40 cm Bildschirmdiagonale und einer offenbar recht großen Auswahl an Filmen. Auf meinem knapp einstündigen Flug habe ich allerdings kaum Zeit gehabt, mich mit dem Angebot in aller Tiefe vertraut zu machen. Die Bedienung erfolgt wahlweise über Touchscreen oder diese fürchterliche kabelgebundene Fernbedienung, die man nie wieder in der Armlehne verstaut bekommt, weil das Kabel sich nicht selbsttätig aufwickelt. Jeder Passagier wird mit einem Noise Cancelling Kopfhörer ausgestattet, der das im Dreamliner ohnehin schon niedrigere Geräuschvolumen weiter dimmt.
Wer vorab wissen möchte, welche Filmauswahl ihn oder sie an Bord erwartet, kann das auf der Ethiopian Airlines Webseite nachschauen.
Wifi wird übrigens an Bord keiner Ethiopian Airlines Maschine angeboten. Es ist wohl auch unklar, ob sich das in der näheren Zukunft mal ändern wird.
Ethiopian Airlines Business Class KL- Singapur, B787: Catering und Service
Zu Catering und Service ist auf einem Flug von einer knappen Stunde natürlich kein Urteil möglich. Es gab einen klitzekleinen Mini- Snack, der gut geschmeckt hat. Der Service beim Boarding war freundlich und hilfreich. Es wurde schnell eine Auswahl an Begrüßungsgetränken angeboten. Aus der Menukarte kann man erahnen, dass das Catering für den gesamten Flug nach Addis Abeba üppig ausfällt.
Die zuständige Flugbegleiterin war sehr freundlich. Sie hatte mich Fotos machen sehen wie ein Verrückter und fragte mich, ob sie mir helfen könne. Sie hat mir auch angeboten, mal ein Foto mit mir zu machen – und ein Extra Glas Schampus hat sie mir auch gebracht. Mehr konnte ich in der Kürze der Zeit wohl nicht erwarten.
Ethiopian Airlines Business Class KL- Singapur, B787: Fazit
Man kann auf einem einstündigen Flug sicher kein Urteil über den Service einer Airline fällen. Aber man kommt zu einer Einschätzung, ob man es an Bord einer Maschine von Ethiopian Airlines zehn oder mehr Stunden aushalten könnte. Ich hatte das Glück, die Business Class quasi für mich allein zu haben. Wenn die kleine Kabine voll ist, fehlt einem vermutlich die Privatsphäre, für die man schließlich Business Class bucht. Hätte ich die Wahl, würde ich einen Flug mit mehr Privatsphäre buchen. Auch die Angle- Flat- Sitze im B787-8 wären bei einem Nachtflug störend. Da solltet ihr darauf achten, dass ihr in einer B787-9 oder dem A350 mit 1-2-1- Konfiguration und echten Flat Beds fliegt.
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