Wenige Tage vor Inkrafttreten der Entwertungen bei Miles and More hat das Vielfliegerprogramm der Lufthansa Group weitere Einzelheiten zum geplanten dynamischen Pricing gegeben. Demnach soll es Prämienverfügbarkeiten offenbar nur solange geben, wie noch Tickets für die günstigsten Buchungsklassen einer Reiseklasse im Verkauf sind. Miles and More räumt ein, dass Lufthansa First Class Prämienflüge „deutlich teurer“ werden. Was uns Miles and More an neuen Infos mitgeteilt hat, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Miles and More Entwertung: Verfügbarkeiten abhängig von Cash Buchungsklassen
Miles and More hat eine kurze Pressemitteilung herausgegeben, die die Funktionsweise des dynamischen Pricing besser erklären soll. Danach soll ein System, dass die Verfügbarkeit von Prämienflügen an die Verfügbarkeit von Cash Tickets in den günstigsten Buchungsklassen knüpft dafür sorgen, dass es keine Mondpreise bei Meilenbuchungen gibt. Stattdessen wird es einfach gar keine Verfügbarkeiten mehr geben.
Ob es auf einem Flug Verfügbarkeiten für einen Prämienflug gibt, hängt also von der Auslastung des Fluges ab. Die Auslastung kann man ablesen an der Verfügbarkeit von günstigeren Buchungsklassen. Wenn es in der Buchungsklasse P in der Business Class also noch Verfügbarkeiten für ein Cash Ticket auf einem Flug gibt, sollte dieser Flug auch noch mit Meilen buchbar sein. Sind die Plätze in der Buchungsklasse P abverkauft und es werden höhere Buchungsklassen geöffnet, verschwinden die Verfügbarkeiten für Prämienflüge.
Übersetzt bedeutet das, dass es keine Verfügbarkeiten mehr geben wird, wenn die Airline den Eindruck hat, dass sie die Tickets gegen Cash teurer verkauft bekommt. Im Gegenzug wird sich der Preis für Prämienflüge in einem engeren Korridor bewegen, als wir bisher erwartet haben. Ob Lufthansa das auch schon so geplant hatte, als sie die Neuerungen Ende Februar vorgestellt haben oder ob die Erkenntnis gereift ist, dass Preise von 600.000 Meilen für einen Business Class Flug einfach schwer vermittelbar ist, bleibt ungeklärt.
Der Text von Miles and More im Wortlaut:
„Im Schnitt orientieren sich die Meilenwerte für die neuen Award Flights an den unteren Buchungsklassen der Airline-Tarife. Dadurch sind die Meilenwerte automatisch nach oben gedeckelt, was zu bestimmten Zeiten jedoch auch zu eingeschränkter Verfügbarkeit führen kann.
Der Meilenwert pro Reiseklasse und Tarif bleibt für ein konkretes Abflugdatum in der Regel konstant; die Dynamik entsteht durch die Tarifauswahl und den Reisezeitraum.
Frühbucher finden in der Regel eine gute Verfügbarkeit vor. Je näher der Flugtermin rückt, desto geringer wird die Verfügbarkeit.
Preisliche Auswirkungen: Die Economy Class wird tendenziell günstiger, Premium Economy bleibt preisstabil, Business Class wird leicht teurer und First Class wird deutlich teurer.“
Verschiedene Tarife statt „Full Dynamic Pricing“
Man kann also sagen, dass die Aussage von Miles and More, die Preise von Lufthansa, SWISS und Austrina Airlines würden „dynamisch“ werden, etwas irreführend war. Ich will nicht vollkommen ausschließen, dass diese Erkenntnis erst in den letzten Wochen gereift ist und man sich nun für ein etwas abgeschwächtes Modell entschieden hat.
Im Ergebnis gibt es jetzt kein dynamisches Pricing, wie wir es bei Flying Blue oder Delta Skymiles kennen, sondern Miles and More führt ein System mit mehreren Tarifen ein, die unterschiedlich bepreist sind. Im Gegensatz zu ähnlichen Modellen bei Emirates Skywards, Qatar Airways oder Singapore Airlines, wo sich die Tarife praktisch nur im Preis unterscheiden, ist die Tarifwahl bei Miles and More folgenreicher.
Denn mit den verschiedenen Tarifen kommen auch Einschränkungen bei der Flexibilität, der Umbuchbarkeit und Stornierbarkeit einher. Zudem bleiben die Preise zwar für eine bestimmte Strecke an einem bestimmten Tag stabil, doch an einem anderen Reisetag können entsprechend andere Preise aufgerufen werden. Da sich diese Preise aber immer an den Preisen der niedrigsten Buchungsklasse orientieren, wird es nicht zu Situationen kommen, wo ein Flug heute 70.000 Meilen kostet und am nächsten Tag 500.000 Meilen. Es wird stattdessen am nächsten Tag einfach gar keine Verfügbarkeit geben.
Der Vorteil für Miles and More ist, dass es Verfügbarkeiten zukünftig eben nur noch auf schwach ausgebuchten Flügen geben wird. Nur wenn die günstigsten Buchungsklassen noch offen sind, werden Plätze für Prämienflüge verfügbar sein. Es kann zwar immer auch passieren, dass günstige Buchungsklassen später noch einmal geöffnet werden. Vor allem dann, wenn der Verkauf schlechter läuft als erwartet. Doch der Regelfall wird sein, dass Prämienflüge vor allem sehr weit im Voraus buchbar sein werden.
Lufthansa First Class Prämienflüge „deutlich teurer“
Der letzte Satz der Mitteilung von Miles and More bestätigt zudem Befürchtungen in der Meilensammler- Gemeinde. Die Buchung der Lufthansa First Class wird zukünftig deutlich teurer werden. Man darf vermuten, dass „deutlich teurer“ hier durchaus meint, dass es schlicht keinen Sinn mehr machen wird, Prämienflüge in der First Class zu buchen.
Miles and More folgt in dem Punkt offenbar Air France, die den Zugang zu ihrer La Premiere zuerst auch durch maximale Verteuerung unattraktiver gemacht haben. Später kam dann noch die Beschränkung hinzu, dass nur Statusinhaber die First Class überhaupt buchen durften. Da Lufthansa die Plätze in der First Class weiter verknappen wird, ist ein ähnlicher Weg vorhersehbar.
Miles and More Entwertung: Ist es das, was Lufthansa wollte?
Im Grunde genommen ist die Frage müßig, ob das nun Vorgestellte im Widerspruch zu den ursprünglichen Plänen steht. Ende Februar war noch explizit gesagt worden, dass die Preise für die drei LHG- Airlines voll dynamisch werden würden. Dies würde beinhalten, dass es weder nach oben noch nach unten Preisgrenzen geben würde.
Hätte man zu dem Zeitpunkt schon vorgehabt, dass es Prämienflug- Verfügbarkeiten nur noch bei entsprechender Verfügbarkeit der günstigsten Buchungsklassen geben würde, hätte das sicherlich anders geklungen. Insofern können wir Miles and More hier eine Lernkurve konstatieren. Ob diese Erkenntnisse aus einem Anfall an Kundenfreundlichkeit stammen oder aus Angst um den Verlust von Attraktivität, ist müßig.
In der Praxis wird es vermutlich ungefähr die gleichen Verfügbarkeiten geben wie bisher. Die Flüge werden im Schnitt teurer werden als bisher. Es wird aber kaum noch möglich sein, besonders hohe Meilenwerte bei einer Einlösung zu erzielen.
Folgerungen für die Meilensammel- Strategie
Wenn der Wert der Prämienmeilen, den wir mit einer Einlösung erzielen können, gedeckelt ist, dann muss man seine Sammelstrategie anpassen. Angebote für den Direktkauf von Meilen wie Bundle&Go werden uninteressanter werden, weil es schwieriger wird, den Kaufpreis bei der Einlösung wieder einzuspielen. Das Gleiche gilt für den indirekten Kauf von Meilen, z.B. über die Zeitungsabos vom Burda Direct Verlag oder über die Miles and More Partner vom Springer Verlag oder der FAZ.
Es wird zwar weiter möglich sein, tolle Einlösungen über Miles and More zu machen. Doch diese werden vor allem die Partner- Airlines betreffen. Vor allem Prämienflüge Richtung Nord- und Südamerika mit allen Airlines außer Lufthansa, Swiss und Austrian dürften attraktiv bleiben. Das Gleiche wird für Flüge nach Nordafrika/Middle East gelten, die kaum teurer werden. Für Südostasien- Freunde dürfte Miles and More dagegen den Reiz verlieren.
Da Südostasien aber ein sehr beliebtes Reiseziel ist, werden sich Meilensammler mit einem Fokus dort breiter aufstellen müssen. Das Meilensammeln mit konvertierbaren Punktewährung wie RevPoints und vor allem Membership Rewards Punkte wird in den Fokus rücken. Aktuell gibt es die Amex Gold Card und die Platinum Card noch mit Rekordbonus.
Lufthansa First Class deutlich teurer: Fazit
Es wird keine Mondpreise bei Miles and More geben. Das ist der gute Teil der Nachricht. Der schlechte Teil: Der Meilenwert eurer Einlösungen wird gedeckelt, weil es Verfügbarkeiten nur noch geben wird, solange die Flüge auch Cash günstig zu kaufen gibt.
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