2017 hatte Emirates seine neue First Class Suite an Bord der B777 vorgestellt und vollmundig als “Gamechanger” bezeichnet. Der Begriff hat sich als Markenzeichen eingebrannt und tatsächlich ist das Bordprodukt mit den vollkommen geschlossenen Suiten einmalig. Ich hatte das Glück, die Gamechanger Suite auf dem Weg nach Brüssel zu testen. Hier ist mein Review der fabulösen Emirates First Class Suite.
Emirates First Class Suite “Gamechanger” – Buchung
Die Buchung war etwas tricky, aber ich hatte ausnahmsweise mal alles richtig gemacht. Obwohl Emirates über eine Flotte von ca. 250 Langstreckenfliegern verfügt, haben nur die neuesten neun B777-300ER die Gamechanger Suiten verbaut. Emirates hat sich dagegen entschieden, die älteren Triple Seven nachzurüsten. Auch in die Flotte an A380 werden die geschlossenen Suiten nicht eingebaut.
Da Emirates relativ häufig Flugpläne kurzfristig über den Haufen wirft, kann man nie sicher sein, auf welchen Strecken die Gamechanger First Class Suite zum Einsatz kommen. Es gibt gerade in Europa mit Brüssel, Genf und Paris drei Ziele, die recht häufig mit der neuen Emirates First Class Suite bedient werden, aber sicher sein kann man nie. Ich hatte die Flightradar- Historie aller neun Maschinen studiert und mich schließlich für den Flug von Dubai nach Brüssel entschieden. Brüssel schien mir am konstantesten mit der neuen First bedient zu werden.
Ich habe Ende Januar gebucht und die Verfügbarkeiten waren hervorragend. Omicron tobte gerade durch Europa und es gab offenbar wenig Bedarf an First Class Reisen. Ich habe 106.250 AMEX Punkte zu Emirates Skywards transferiert und den Flug für 85.000 Meilen oneway gebucht. Zum Glück hatte ich kurz vor der Wiedereinführung der Treibstoffzuschläge gebucht und so nur knapp 100 Euro an Zuzahlungen geleistet.
Emirates First Class Prämienflüge kann man nur im teuren Flexi- Tarif buchen. Dafür hat man dann aber eben die Möglichkeit, auch kurzfristig umzubuchen, falls Emirates den Flugzeugtyp ändern sollte. In meinem Fall wären dann bei einer Umbuchung aber die neuen Zuzahlungen inklusive der Treibstoffzuschläge fällig geworden. Zum Glück ging alles glatt und der Flug war wie geplant mit der Emirates First Class Suite ausgestattet.
Emirates First Class Suite – Check In, Lounge, Boarding
Eingecheckt hatte ich bereits online. Emirates führt alle seine Flüge vom Terminal 3 des Airport Dubai durch. Wenn man also durchgehend auf Emirates gebucht ist, hat man ein nahtloses Reiseerlebnis. Ich allerdings war mit Finnair in Dubai angekommen und musste deshalb das Terminal wechseln. Ich gehe nicht ins Detail, aber das kann ich nicht empfehlen. Die Wege können unglaublich lang sein am DXB.
Nach einem Bustransfer zum Terminal 3, zwei Security Checks und sehr langen Fußwegen kam ich schließlich in der gigantischen First Class Lounge am Terminal 3B an. Der Flug sollte zwar später vom Terminal 3A abgehen, aber ich hatte gelesen, dass die dortige First Class Lounge noch geschlossen wäre.
Eigentlich war mein Plan, meinem Ruf als Loungerocker gerecht zu werden und möglichst viele Lounges in Dubai zu besuchen. Immerhin hatte ich einen sechsstündigen Layover und es gibt eine Reihe von Emirates- und auch Vertragslounges, die ich hätte reviewen können. Es sollte bei der First Class Lounge in 3B und der überraschend doch geöffneten First Class Lounge an 3A bleiben.
Emirates Boarding Experience
Ohne dem Review der Emirates First Class Lounge 3A vorgreifen zu wollen, ist die Boarding Experience dort eine Klasse für sich. Man hat dort oben eine eigene Shopping Plaza nur für Emirates First Class Passagiere und eigene Gates, von denen man direkt aus der Lounge heraus boardet. Das erinnert so ein bisschen an das nahtlose Pre- Flight Erlebnis im Lufthansa First Class Terminal, wo man auch keinen anderen Passagier zu Gesicht bekommt.
Man sitzt also auf Sofas an seinem First Class Gate und bedient sich am bereitstehenden Buffet, bis man von Assistenten mit dem Lift direkt in die Flugzeugbrücke gebracht wird.
Emirates First Class “Gamechanger” – Die Kabine
Wie erkennt man, ob eine Boeing B777 von Emirates die neue Gamechanger First Class Suite hat? Ganz einfach, schaut in der Seatmap nach. Die alte First Class hat eine 1-2-1- Konfiguration, während die neun Gamechanger- Flugzeuge eine 1-1-1- Konfiguration aufweisen.
Wenn man an Bord kommt, werdet ihr von dem Ghaf Baum begrüßt – dem Nationalbaum der Vereinigten Arabischen Emirate. Dieser ziert die Wände der Kabine und taucht auch in eurer Suite und sogar auf der Bordtoilette wieder auf. Das Layout der Kabine erinnert ein bisschen an Abteile in Zügen, denn die Suiten sind tatsächlich vom Boden bis zur Decke geschlossen. Insgesamt gibt es nur zwei Reihen mit First Class und damit nur sechs Suiten. Von den beiden Mittel- Suiten hat eine die Tür nach links und eine die Tür nach rechts.
Wenn es einen Nachteil in der Emirates First Class gibt, dann den, dass man als Pärchen nicht wirklich gut reisen kann. Denn die Suiten haben ihren Eingang leicht versetzt zueinander, so dass man sich nicht wirklich sehen oder miteinander sprechen kann. Auch zum Essen kann man sich nicht in einer Suite treffen, denn anders als z.B. die ANA First Suites, hat die Gamechanger Suite keinen “Notsitz”.
Anders als im A380 lockt die First Class in der B777 nicht mit extravaganten Features wie einer Dusche über den Wolken oder einer Bar. Der Zauber der B777-300ER lebt von dem Luxus und Komfort der Suiten. Übrigens ist auch wirklich nur die Emirates First Class Suite ein Erlebnis der besonderen Art. Die Business Class ist mit einer 2-3-2- Konfiguration eigentlich hoffnungslos “outdated”.
Emirates First Class “Gamechanger” – Die Suite
Die Emirates Gamechanger Suite hat eine Schiebetür zum Gang und eine Art Fenster ohne Glas, das man ebenfalls komplett verschließen kann. Die Suiten haben natürlich keine Overhead Bins, deshalb stellt sich als Erstes die Frage, wohin mit dem Handgepäck. Für Jacke und andere Kleidungsstücke gibt es neben dem Sessel eine großzügige Garderobe, die allerdings zu schlank für einen Handgepäck- Koffer ist. Gepäck wird deshalb in einem Schrank unter dem Tisch verstaut.
Der Emirates First Class Sitz ist ein Ledersessel, der auf einer Schiene verbaut ist und also vor und zurück gefahren werden kann. Das ist wichtig, wenn man den Sitz zu einem Bett umbauen will. Der Sitz ist ein Hightech- Wunder, bei dem ihr quasi jede Sprungfeder individuell einstellen könnt. An jeder Stelle könnt ihr den Härtegrad verändern. Das hat so ein bisschen was von “Prinzessin auf der Erbse”, aber wer besonders feinfühlig ist oder einfach technische Spielereien mag, wird es lieben.
Vor sich hat man einen großen Tisch, auf dem man eine Schmink- Kommode ausklappen kann. An der Wand der Emirates First Class Suite ist ein ziemlich großer Bildschirm, der mit dem Controller am Sitz bedient wird. Rechts und links neben dem Monitor ist eine Art Minibar mit ein paar Softdrinks und einer Flasche Wasser. Auf dem Tisch steht ein “Goodie Basket” mit süßen und salzigen Snacks für unterwegs.
Emirates First Class – Anschlüsse und Controller
In dem Tisch sind auf der rechten Seite auch die Anschlüsse verbaut. Ihr habt neben einer Universal- Steckdose, zwei USB- Anschlüsse sowie einen HDMI- Anschluss. Ein USB-C- Anschluss ist unter dem Controller neben dem Sitz nachgerüstet. Gut versteckt, aber vorhanden. Unter dem Tisch ist ein herausziehbarer Esstisch montiert, der zu den Servicezeiten herausgezogen wird. Der Tisch ist schön groß und stabil, was angesichts der vielen arabischen Leckereien wichtig ist.
Mit den verschiedenen Controllern könnt ihr jede Menge individuelle Einstellungen vornehmen. Dazu erhaltet ihr vor Abflug eine kleine Einweisung. Am wichtigsten sind sicherlich die verschiedenen Lichteinstellungen und die Regelung der Temperatur in eurer eigenen Suite. Auf einem Nachtflug ist der künstliche Sternenhimmel sehr spektakulär, den ihr mit kleinen LED’s in Decke und Fußboden erzeugen könnt.
Die Fenster der Emirates First Class Suite lassen sich natürlich elektrisch verschließen. Dabei habt ihr die Wahl zwischen einer halbtransparenten Schließung, die eure Suite abdunkelt oder der vollständigen Schließung, mit der es zappenduster ist. Ein hübsches Detail sind in diesem Zusammenhang die Vorhänge, die ihr noch vor die Bullaugen ziehen könnt. Die haben zwar keinen praktischen Nutzen, was die Abdunkelung angeht, geben euch aber das Gefühl in einem Raum zu sein und nicht in einem Flugzeug.
Ich hatte eine Fensterkabine, doch auch wenn ihr eine Kabine in der Mitte bekommen solltet, müsst ihr auf den Ausblick aus dem Fenster nicht verzichten. Die Mittelsuiten haben nämlich Bildschirme, auf denen der Blick aus dem Fenster übertragen wird. Das ist einigermaßen spektakulär.
Emirates First Class B777-300ER – Speisen und Getränke
Man kann sich die aktuelle Speisekarte der First Class schon vorher runterladen und gewissermaßen einen Schlachtplan erstellen. Da ist es aber natürlich nicht sehr hilfreich, wenn man in der First Class Lounge schon ausgiebig a la Carte gefrühstückt hat. Hier ein kleiner Eindruck von der Menukarte.
Zum Boarding gab es natürlich erst einmal ein Glas Champagner. Anders als bei Abflug in Deutschland, wo Emirates angeblich wegen der deutschen Schaumweinsteuer keinen Dom Perignon vor dem Start serviert, fließt die Emirates Hausmarke am Heimat Hub in Strömen. Dann gibt es die traditionelle Dattel mit arabischem Kaffee.
Nach dem Start hat man in der Emirates First Class dann die Möglichkeit, den Zeitpunkt des Menus festzulegen. Auf einem knapp siebenstündigen Flug macht es kaum Sinn, das Menu lange aufzuschieben – insbesondere, wenn man vielleicht noch eine Mütze Schlaf nachholen möchte.
Obwohl ich schon zum Frühstück gefühlt ein halbes Kilo Lachs hatte, wählte ich als Vorspeise wiederum Lachs und die traditionellen arabischen Vorspeise- Variationen, die Mezze. Auf den Kaviar habe ich dieses Mal verzichtet. Offen gestanden, bin ich kein wirklicher Fan von Kaviar – und den jedes Mal nur zu bestellen, weil der Esslöffel davon 50 Euro kostet, ist auch ein bisschen dekadent. Von den Mezze hatte ich gehört, dass die sehr reichhaltig und auch sättigend sein sollen, so dass ich es damit bei den Vorspeisen belassen habe. Als Hauptgang war mir dieses Mal nach Steak und als Nachtisch hatte ich einen Passionfruit Tart. Für die Käseplatte war dann aber beim besten Willen kein Platz mehr.
Emirates First Class Suite – Service
Die Persönlichen Assistenten stellen sich beim Boarding vor und geben einem eine kleine Einführung in die Funktionen der Emirates First Class Suite. Bei der ganzen Crew hat man den Stolz auf die Marke Emirates gespürt. Die Leute machen ihren Job offensichtlich gerne.
Während der Service absolut professionell und nicht zu beanstanden war, fehlte mir ein bisschen die Herzlichkeit. Ich war in den Wochen zuvor mit Lufthansa und All Nippon Airways in der First Class geflogen. Beide Airlines stehen im Ruf, perfekten Service zu bieten, aber distanziert zu sein. Das konnte ich weder für den Kranich noch für die Japaner bestätigen. Gerade bei ANA war ich im Gegenteil überrascht über die freundliche Wärme der Crew.
Das war bei Emirates nicht so. Freundlich und professionell – ja; herzlich dagegen eher nicht. Nicht, dass das irgendetwas an dem perfekten Produkt inklusive des Caterings und der Gesamt- Experience mit Lounge, Boarding etc. ändern würde.
Emirates First Class – Entertainment- System
Emirates hat ein neues, umfassendes und preisgekröntes Entertainment- System, das “ICE” – Information, Communication, Entertainment.
Ich hatte eher lustlos durch die Auswahl an Spielfilmen gezappt, da von den sechseinhalb Stunden Flug schon über zwei Stunden mit dem Menu draufgegangen waren. Dann hatte ich mich für eine Stunde hingelegt und erst dann habe ich gesehen, dass Emirates ALLE Star Wars Filme geladen hatte. Viel weiter habe ich dann schon gar nicht mehr geschaut. Ein Jammer, dass ich keinen 26 Stunden- Flug hatte und dann zumindest eine Trilogie hätte komplett schauen können.
Neben einer schier endlosen Auswahl an Spielfilmen, wirbt Emirates mit seiner Zusammenarbeit mit HBO Max, einem amerikanischen Streamingdienst, bei dem man mehrere Dutzend Serien schauen kann. Außerdem gibt es eine stattliche Auswahl an Live Sport Events, die übertragen werden. Hier könnt ihr euch von der Leistungsfähigkeit von “ICE” einen Eindruck verschaffen.
Da der Bildschirm ziemlich weit vom Sitz weg ist, nutzt man zur Suche oder allgemein zur Steuerung natürlich das ipad am Sitz. Die Kopfhörer sind übrigens Bowers & Wilkins E1-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung.
Ich habe ein bisschen zwischen verschiedenen Online- Nachrichtenseiten geswitched, weil am Tag meines Fluges Russland die Ukraine überfallen hatte und ich mich auf dem Laufenden halten wollte. Die Nachrichten waren aber offenbar nicht in Echtzeit sondern jeweils ein paar Stunden alt.
Emirates First Class “Gamechanger” – Amenities
Erstaunlich, dass nach Singapore Airlines auch Emirates in der First Class kein Amenity Kit rausgerückt hat. Auch wenn beides Tagflüge waren, hätte ein kleines Täschchen mit einer Zahnbürste sicherlich nicht die Welt gekostet. Eine Schlafmaske gab es immerhin am Platz. Der Schminkspiegel in der Suite war auch mit ein paar Cremes ausgestattet, die normalerweise in einem Amenity Kit zu finden sind. Immerhin gab es ein paar bequeme Slipper, die sogar einigermaßen gepasst haben.
Auf längeren Flügen oder Nachtflügen gibt es laut Emirates Webseite Amenity Kits von Bvlgari. Auf der Bordtoilette standen Bvlgari Eau de Toilettes für Frauen und Männer zur Erfrischung bereit. Normalerweise sollten auch auf kurzen Tagflügen wie denen zwischen Europa und Dubai Amenitiy Kits vorrätig sein. Sie werden allerdings nicht proaktiv angeboten, so dass ihr ggf. fragen müsst.
Fazit
Auch Emirates bietet von seinem Heimatflughafen ein absolut nahtloses First Class Erlebnis, das mit den royalen Lounges und dem Boarding aus der Lounge heraus beginnt. Die geschlossene Emirates First Class Suite ist einmalig und spektakulär und hebt sich von Konkurrenzprodukten anderer Airlines ab.
Seid ihr schon mal in der Emirates First oder Business Class geflogen? Wie hat es euch gefallen? Schreibt mir eure Erfahrungen gerne in die Kommentare.
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