Scandinavian Airlines war Gründungsmitglied der Star Alliance und ist 2024 sehr laut aus der größten Airline Allianz ausgetreten, um sich dem Skyteam um Air France/KLM anzuschließen. Ich bin die SAS Business Class im A330 noch vor dem Wechsel von Kopenhagen nach San Francisco geflogen. Wie es mir gefallen hat, erzähle ich euch in diesem Review.
SAS Business Class Flüge waren auch vor dem Wechsel ins Skyteam über Miles and More so gut wie gar nicht zu buchen. Selbst im eigenen Programm SAS Eurobonus, einem AMEX Transferpartner, gibt es nur wenige Verfügbarkeiten für die Business Class. Am einfachsten findet ihr Prämienverfügbarkeiten bei SAS Eurobonus über die Webseite Awardhacks.se, auf der sämtliche verfügbaren Business Class Sitze in einer Liste aufgeführt sind. Lest euch dazu auch meinen ausführlichen Artikel zu Awardhacks durch.
Bei Eurobonus kosten Business Class Flüge auf der Langstrecke immer nur 50.000 Punkte. Dazu erhebt Eurobonus keine Treibstoffzuschläge. Das sind schon für Nordamerika sehr gute Konditionen, aber der gleiche Preis gilt auch für die wenigen Ziele von SAS in Asien. Die Kehrseite eines attraktiven Award Pricings ist – das kennen wir zur Genüge – dass es entsprechend wenige Verfügbarkeiten gibt. Für eine Einführung in das Progamm schaut euch meinen Artikel zu SAS Eurobonus an.
Ich hatte Glück und konnte mir einen Platz auf der Langstrecke nach San Francisco sichern. Obwohl theoretisch ein Zubringer aus Deutschland inklusive gewesen wäre, ist es mir nicht gelungen, diesen mit auf das Ticket zu buchen. So bin ich mit dem Nachtzug von Hamburg nach Kopenhagen gefahren, um dort dann noch ausgiebig die SAS Gold Lounge zu nutzen.
Beim Check In hatte ich ein bisschen Panik, dass ich ein „SSSS“ für das erweiterte Security Screening bei Flügen in die USA ausgewählt würde, weil ich nicht online einchecken konnte. In Kopenhagen angekommen war der Check In dann aber kein Problem. Bordkarte, guten Flug und ab in die Lounge.
SAS Gold Lounge Kopenhagen
SAS betreibt an seinen Hubs in Skandinavien je eine SAS Business Lounge und eine Gold Lounge. Die Gold Lounge entspricht in etwas den Senator Lounges bei Lufthansa, ist also nur für Statusinhaber zugänglich. Die Lounges sind in Kopenhagen über zwei Etagen angelegt. Unten findet ihr die SAS Business Lounge, während oben die SAS Gold Lounge auf euch wartet.
Ich war frühmorgens dort und entsprechend gab es ein Früstücksbuffet, das ganz lecker war. Da ich erst um die Mittagszeit geflogen bin, konnte ich aber auch das Mittagsbuffet noch begutachten. Bei SAS gibt es in den Lounges kein warmes Essen, was gerade um die Mittagszeit natürlich ein erheblicher Nachteil ist. Dafür gibt es eine größere Auswahl an Salaten, die durchaus lecker und vermutlich auch gesünder sind.
Schaut euch mein ausführliches Review auch bei Youtube an.
SAS Business Class – Die Kabine
Ich hatte mich ein bisschen gewundert, dass SAS auf der langen Strecke von fast 13 Stunden Flugzeit den A330 und nicht den etwas moderneren A350 einsetzt. Beide Flugzeuge haben aber das identische Bordprodukt mit den gleichen Sitzen in 1-2-1- Konfiguration, so dass hier kein Leistungsabfall zu befürchten gewesen ist.
Die Business Class Kabine besteht im A330 von SAS aus acht Reihen a vier Sitzen und bietet damit Platz für 32 Passagiere. In der Kabine befindet sich vorne hinter dem Cockpit eine Bordtoilette und zwei weitere in der Galley hinter der Kabine, die allerdings von der bei SAS „SAS Plus“ genannten Premium Economy mitgenutzt werden.
Die Sitze sind in versetzter Anordnung, der sogenannten „Staggered Configuration“ verbaut. Wie bei Thompson Vantage XL Sitzen üblich, ist das Gestühl dabei starr versetzt. Es entstehen also nicht in jeder zweiten Mittelreihe die bei Paaren beliebten „Honeymoon Sitze“. Stattdessen habt ihr in der Mitte immer eine Konsole zwischen den Sitzen. Die Konsolen verfügen zudem auch noch über eine breite Verschalung, so dass auch auf den Mittelsitzen eine hohe Privatsphäre – jedenfalls zum Nachbarsitz – gewährleistet ist. Für gemeinsam Reisende ist diese Konfiguration daher eher suboptimal. Da die versetzte Anordnung zudem mit sich bringt, dass einer der beiden Sitze die Konsole zum Gang und der andere eben mittig zum Sitznachbarn hat, sitzt ein Passagier also immer sehr exponiert zum Gang ohne nennenswerte Privatsphäre. Der Mittelsitz, der die Konsole zum Gang hat, ist dagegen sehr schön abgeschirmt und deshalb auch für Alleinreisende eine gute Alternative zu einem Fensterplatz.
Bei den Fensterplätzen hat man das gleiche Phänomen. Die versetzte Anordnung führt hier dazu, dass ein Sitz direkt am Fenster ist, während der Sitz in der nächsten Reihe zum Gang ausgerichtet ist und auch hier weniger Privatsphäre bietet.
Die besten Sitze in der SAS Business Class
Für Alleinreisende sind daher die Fensterplätze die besten Sitze, gefolgt von den Mittelsitzen mit der Konsole zum Gang. In den geraden Reihen sind die Fensterplätze, während in den ungeraden Reihen die Sitze zum Gang ausgerichtet sind. In der Mittelreihe sind die F- Sitze in den ungeraden und die D- Sitze in den geraden Reihen perfekt für Alleinreisende.
Richtig gute Sitze für Paare gibt es eigentlich nicht. Tatsächlich sind am ehesten die Plätze 1A und 1D (sowie alle Äquivalenten in den ungeraden Reihen) am besten, da man sich wegen der fehlenden Verschalung zumindest mit ein bisschen Kopfverdrehen anschauen kann. Ganz optimal ist das dennoch nicht, weil die Sitzreihen nicht komplett parallel zueinander verbaut sind, sondern die Fensterplätze immer in Stück nach vorne versetzt sind.
Im A350 ist letzteres übrigens nicht der Fall. Hier sind die Reihen ziemlich parallel zueinander verbaut. Bei ansonsten gleicher Sitzkonfiguration sind die Sitzpaare A und D in den ungeraden Reihen daher am besten für Paare geeignet. Der A350 hat hinter der Galley übrigens noch eine kleine Business Class Kabine mit zwei weiteren Reihen.
Wie schon angedeutet, hat SAS in der Business Class sowohl im A330 wie im A350 den Thompson Vantage XL Sitz verbaut. Der Sitz ist einer der beliebtesten Sitze in der Airline- Industrie und wird z.B. auch von THAI, Qantas oder Asiana verwendet. Die Lufthansa Group Airlines SWISS und Austrian haben mit dem Vantage eine leicht abgewandelte Variante dieses Sitzes in ihren Flugzeugen.
Ein Manko des Sitzes, das mir auch schon bei anderen Airlines mit dem Vantage XL aufgefallen ist, ist der knappe Stauraum am Sitz. Natürlich kann man seine Sachen immer auch im Overhead Bin verstauen, aber ein kleines Fach für Schuhe oder „Personal Item“ (in meinem Fall z.B. meine Kamera Utensilien) wären schon angenehm. Der Cirrus Sitz z.B., der von Air France oder Cathay Pacific verwendet wird, hat in der Konsole ein verschließbares Fach, in dem standardmäßig Kopfhörer und eine Flasche Wasser verstaut sind. Die Konsole ist bei SAS dagegen offen. Man hat hier nur eine kleine schmale Ablagefläche, die mit einem dünnen Haltebügel gegen Turbulenzen gesichert ist. In der Rückseite des Vordersitzes ist zudem die obligatorische Lasche für Zeitschriften und anderes Lesematerial angebracht.
Die Konsole hat ansonsten das Panel für die Sitzverstellung zwei Mal verbaut; einmal in der Konsole selbst für den Fall, das man aufrecht sitzt und am Rand noch mal, wo man den Sitz verstellt, wenn man liegt. Ansonsten verfügt die Konsole natürlich über die üblichen Anschlüsse wie die Universalsteckdose und einen USB- Port. Außerdem wird hier der Kopfhörer eingesteckt. Etwas versteckt ist hier auch noch der kabelgebundene Controller für das Entertainment System verbaut.
Der Fußraum ist angenehm breit. Hier zahlt sich für Seitenschläfer auch ein Platz am Gang aus, den ich ansonsten stets meide, weil einen die Verschalung des Sitzes und der Konsole dann nicht allzu sehr behindert.
Anders als in den SAS Lounges gibt es an Bord natürlich auch warmes Essen – und das war erstaunlich gut. Ich hatte ein bisschen befürchtet, dass SAS, die sich zum Zeitpunkt meines Fluges noch in Insolvenz befanden, am Catering sparen würde. Das ist ja eine beliebte Sparmaßnahme bei Airlines auch im deutschsprachigen Raum, denen selbst das Geld für einen kostenlosen Becher Kaffee fehlt.
SAS dagegen hat nicht gekleckert, sondern geklotzt. Insgesamt drei Services wurden in den 13- Stunden Flug nach San Francisco gepackt. Lunchservice nach dem Start, Sandwiches in der Mitte des Fluges und dann noch mal eine Art Abendessen – wenn auch nicht in Gängen.
Die Vorspeisen zum Lunch wurden auf einem Wagen durch den Gang gefahren, so dass man sich das Angebot anschauen konnte, bevor man sich entscheiden musste. Neben einem Salat, den es für alle gab, konnte man zwischen Lachs oder Bresaola, einem luftgetrockneten Rinderschinken aus Italien, wählen.
Beim Hauptgang konnte ich wählen zwischen
- Roasted Pork
- Risotto oder
- Entenbrust und -confit mit Pfeffer- und Cranberrysauce, Kartoffeln und grünen Bohnen
Die Vorspeisen haben mir außerordentlich gut gefallen. Wirklich lecker fand ich auch die Arla UNICA Butter mit nordischen Gewürzen zu dem frischen Brot. Die Ente dagegen war okay, aber sie war nicht überragend. Bei Ente ist es eben immer nur ein sehr schmaler Grad zwischen saftig und zu trocken.
Zum Abschluss gab es noch ein kleines Fruchttörtchen mit schwarzer Johannisbeere und eine zugegeben sehr kleine Käseauswahl. Abgerundet wurde das Finale mit einem Schluck Churchill’s Late Bottled Vintage Port von 2017.
SAS Entertainment
Das Entertainment wechselt bei jeder Airline regelmäßig, weshalb ich hier nicht mehr darüber sinniere, wie toll oder langweilig das jeweilige Programm war. Auf dieser Seite könnt ihr das aktuelle Programm bei SAS Scandinavian Airlines einsehen.
Der Touchscreen Monitor ist relativ neu und responsiv und ihr sitzt dicht genug am Bildschirm, um das Entertainment direkt zu bedienen. Ich würde das auch immer der relativ unpraktischen kabelgebundenen Fernbedienung vorziehen, die gut versteckt in der Konsole verbaut ist.
SAS Business Class – Amenity Kit
Das Amenity Kit von SAS Scandinavian Airlines ist von der „Humble Company“ und nichts Besonderes. Es handelt sich um einen Stoffbeutel mit den üblichen Amenities. Neben Zahnbürste und Zahnpasta sind das Schlafbrille, Ohrstöpsel, Socken, Lip Balm und eine Feuchtigkeitscreme. Der Frage des Sinns von Amenity Kits habe ich einen eigenen Artikel gewidmet.
Fazit
Die SAS Business Class hat mir außerordentlich gut gefallen. Das Bordprodukt ist zeitgemäß und kommt in elegantem Design. Der Service ist freundlich und das Essen hat gut geschmeckt. Ich würde jederzeit wieder SAS Scandinavian Airlines fliegen.
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