Meilen sammeln mit AMEX ohne Willkommensbonus – macht das noch Sinn?

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American Express
Können AMEX Punkte verfallen?

Die Entscheidung von American Express, Kreditkarten in Deutschland zukünftig ohne Willkommensbonus herauszugeben, hat für Aufsehen gesorgt. Tatsächlich waren die üppigen Willkommensboni ein wichtiger Teil der Sammelstrategie bei Meilenjägern. Insbesondere die Optimierung der Boni durch das Beantragen mehrerer Karten war äußerst beliebt. Mit dem Wegfall von Bonus und Freundschaftswerbung stellt sich für viele die Frage: Lohnt sich Meilen sammeln mit AMEX ohne Willkommensbonus noch? Hilfestellung bei der Beantwortung dieser Frage leistet die Mathematik.

Meilen sammeln mit AMEX ohne Willkommensbonus was ist passiert?

Wer erst seit der Corona Pandemie auf den AMEX Zug aufgesprungen ist, kennt die Kreditkarten von American Express gar nicht anders. Sicherlich gab es auch vor Corona schon einen Willkommensbonus und der betrug auch vor Corona schon mal bis 75.000 Punkte für die AMEX Platinum. Doch dass das ganze Jahr faktisch eine Dauerpromotion lief, bei der ein Rekordbonus den nächsten jagte, war der Pandemie geschuldet. Schließlich vermarktet AMEX seine Produkte als Reisekreditkarte, und genau das war ab Anfang 2020 schlagartig nicht mehr möglich.

AMEX nahm den Kampf gegen die Pandemie an zwei Fronten auf. Bestandskunden wurden mit zahlreichen beeindruckenden Aktionen bei der Stange gehalten. Einmalige Punktegutschriften als Ausgleich für die Jahresgebühr, doppelte Punkte über mehrere Monate, 200 Euro ALDI Einkaufsguthaben, 200 Euro Restaurantguthaben – AMEX hat richtig Geld in die Hand genommen, um die Kundschaft bei Laune zu halten.

Doch man wollte nicht nur den Kundenstamm halten sondern auch in der Krise wachsen. So begann man an der Punktespirale zu drehen und Neuabschlüsse mit immer höherem Willkommensbonus zu belohnen. Bei der AMEX Gold wurden aus 15.000 Punkten Regelbonus schnell 20.000 Punkte und bei Aktionen wurde ein neuer Rekordbonus von 40.000 Punkten ausgelobt.

Bei der AMEX Platinum wurden erhöhte Boni ebenfalls zur Dauerschleife. Für den Regelbonus von 30.000 Punkten hat niemand mehr die Karte beantragt, weil man wusste, dass die nächste Promotion mit 75.000 Punkten nicht lange auf sich warten lassen würde. Der Rekordbonus wurde hier einmal sogar auf 90.000 Punkte hochgetrieben.

American Express Business Gold Card mit 50.000 Punkten Willkommensbonus

AMEX Willkommensbonus mehrfach möglich

Der Willkommensbonus wurde zum Markenzeichen von American Express – und das quer durch die Produktpalette. Bei den Business Kreditkarten wurden neue Höchstpegelstände mit bis zu 150.000 Punkten für die AMEX Business Platinum erreicht. Selbst Karten im Preiseinstiegssegment wie die AMEX Blue oder die AMEX BMW wurden mit einem Bonus oder einem Startguthaben beworben.

Was die Party aber eskalieren ließ, war die Tatsache, dass man einen Willkommensbonus mehrfach bekommen konnte. Also nicht nur für verschiedene Karten je einmal sondern für jede Karte auch mehrfach. Dazu musste man die Karte nach der Haltefrist von einem Jahr einfach kündigen und nach 18 Monaten war man wieder Neukunde und konnte wieder einen Willkommensbonus einstreichen.

Es ist übrigens nicht so, als wäre das American Express nicht bewusst gewesen. Der Willkommensbonus war Teil einer Wachstumsstrategie und die Tatsache, dass dort Optimierung stattfinden würde, war ein Kollateralschaden.

AMEX Willkommensbonus – Multiplikator Freundschaftswerbung

Bei aller Optimierung der Strategie, AMEX Karten immer wieder neu abzuschließen, hat dieses System natürlich seine Grenzen. Einen Willkommensbonus gab es bei Abschluss, kündigen konnte man sie frühestens nach 12 Monaten und neu beantragen nach weiteren 18 Monaten. Im Ergebnis konnte man pro Karte alle zweieinhalb Jahre einen Willkommensbonus erhalten – nicht sonderlich effektiv.

Als zweites mächtiges Instrument des Meilen sammeln mit AMEX diente deshalb die Freundschaftswerbung. AMEX belohnte Bestandskunden, wenn sie Freunde von den Vorteilen ihrer Karte überzeugten und diese eine Karte beantragten. Der Clou dabei: Nicht nur ihr als Werber sondern natürlich auch der Geworbene erhielt die gleiche Zahl an Punkten. Zwar war die Zahl der möglichen Freundschaftswerbungen während einer Kampagne begrenzt, doch insgesamt waren jährliche Punktezahlen im hohen sechsstelligen Bereich möglich.

AMEX Freundschaftswerbung ohne Willkommensbonus

AMEX Freundschaftswerbung

AMEX ohne Willkommensbonus 2023 – Vorteile rücken in den Vordergrund

Im Juli 2023 wurde das Zeitalter von Willkommensbonus und Freundschaftswerbung dann (vorerst) durch American Express beendet. Weder für die AMEX Gold noch für die AMEX Platinum gibt es aktuell einen Willkommensbonus bei Abschluss. Auch bei der Freundschaftswerbung gibt es zwar noch Punkte für den Werber aber nicht mehr für den Geworbenen – was die Werbung deutlich erschweren dürfte.

Man wolle die Kartenvorteile zukünftig ins Zentrum von Kampagnen stellen. Ich gehe zwar stark davon aus, dass es auch zukünftig Aktionen mit Willkommensbonus geben wird. Auch in der Vergangenheit gab es Phasen, wo Willkommensboni für eine gewisse Zeit eingestellt wurden. Doch werden diese vielleicht nicht mehr so häufig und nicht mehr so üppig sein wie bisher.

AMEX ohne Willkommensbonus – Gold Card der größte Verlierer

Wenn man die Kartenvorteile in den Fokus rückt, kann das eine unerfreuliche Bestandsaufnahme werden. Tatsächlich waren für Meilensammler immer zwei Vorteile entscheidend: Meilen sammeln und Willkommensbonus. Wenn einer dieser Vorteile wegfällt, müsste das Leistungspaket schon sehr überzeugend sein, um die fehlenden Punkte zu kompensieren.

Während man bei der AMEX Blue und der AMEX Green Card das Fehlen von irgendwelchen echten Vorteilen mit der niedrigen Monatsgebühr begründen kann, sieht die Abwägung bei der Gold Card schon deutlich schlechter aus. Die AMEX Gold Card war wegen der 40.000 Punkte das perfekte Einstiegsprodukt, nicht wegen der Kartenvorteile. Tatsächlich sind die Vorteile für eine Karte, die 144 Euro im Jahr kostet, eher dürftig. Ein Versicherungspaket ist schön und gut, aber heutzutage auch in jeder günstigeren Kreditkarte enthalten. Vorteile bei Mietwagenbuchungen und ein Rabatt beim Priority Pass? Naja, okay.

Wer mit American Express Kreditkarten Membership Rewards Punkte und damit Meilen sammeln will, ist mit der AMEX Green an der Stelle besser bedient. Zumal es die Green Card bei Freundschaftswerbung sogar noch mit 10.000 Punkten Willkommensbonus gibt.

Lohnt sich die AMEX ohne Willkommensbonus?

Wer eine American Express Kreditkarte nur hat, um Membership Rewards Punkte und damit Meilen zu sammeln, hat es zukünftig deutlich schwerer. Denn wenn ihr weder einen Willkommensbonus noch Punkte durch Freundschaftswerbung generieren könnt, müsst ihr Umsatz machen. So ulkig das klingt, war der Kartenumsatz bei den meisten Meilensammlern vermutlich der kleinste Anteil an der Punkteausbeute.

Zukünftig wird AMEX nun also wieder mehr Kreditkarte sein, die Vorteile abwirft, wenn man sie einsetzt. Das ist im Vergleich zur Freundschaftswerbung ein durchaus mühseliges Geschäft. Meilen sammeln – das wissen viele aus Erfahrung – macht nur dann Spaß, wenn eine Belohnung in Sichtweite ist. Viele geben das Punktesammeln wieder auf, weil sie einfach nicht schnell genug voran kommen.

Wie viel Umsatz bis zum Business Class Flug?

Die Belohnung, wegen der wir alle AMEX Punkte sammeln, ist ein Langstreckenflug in der Business Class – wenn es sein muss auch in der First Class. Im günstigsten Fall bekommt ihr diesen für ca. 50.000 Meilen, was in den meisten Fällen 60.000 AMEX Punkten entspricht. In der Preisklasse kommt ihr mit Iberia oneway nach Südamerika. Natürlich geht es auch ein bisschen günstiger, meist aber eher noch ein bisschen teurer. Bleiben wir also erstmal bei den 60.000 Punkten.

Nehmen wir an, ihr habt den AMEX Rewards Turbo freigeschaltet, der euch bis zu 40.000 Euro Jahresumsatz 50% mehr Punkte bringt. Die 40.000 Euro Jahresumsatz bringen euch im Idealfall genau die benötigten 60.000 Membership Rewards Punkte für einen Oneway Flug in der Business Class. In der Realität werdet ihr mehr umsetzen müssen, denn in der Regel gibt man nicht immer genau volle Euros aus – für Centbeträge gibt es aber keine Punkte. Tatsächlich werdet ihr daher eher 50.000 Euro Jahresumsatz machen müssen, um 60.000 AMEX Punkte zusammen zu bekommen.

Wer 50.000 Euro Jahresumsatz mit einer AMEX Card machen kann, wird ein Jahreseinkommen von irgendwas oberhalb von 150.000 Euro haben. Gutverdiener in der Preisklasse buchen sich ihr Business Class Ticket aus der Portokasse.

Wer kein Gutverdiener mit sechsstelligem Jahreseinkommen ist, wird entsprechend länger für den Oneway Business Class Flug sammeln müssen. Bei 25.000 Euro Jahresumsatz mit American Express benötigt ihr schon mindestens zwei Jahre usw.

Wer aber gar nicht mit Iberia nach Südamerika fliegen will sondern eher mit Qatar Airways nach Asien, benötigt für einen Oneway Flug schon etwa 75.000 Avios – umgerechnet 93.750 Punkte. Selbst unser Großverdiener aus dem ersten Beispiel wird hier schon mindestens zwei Jahre benötigen.

Wenn ich mir anschaue, wie populär mein Artikel “So schafft ihr den AMEX Mindestumsatz” ist, vermute ich, dass viele AMEX Karteninhaber eher im Bereich um die 10.000 Euro Jahresumsatz liegen. Diese benötigen ohne Wilkommensbooster oder Freundschaftswerbung zukünftig ungefähr zehn Jahre, bis sie genügend Punkte für einen Prämienflug zusammen haben.

AMEX Karte kündigen?

Um nicht falsch verstanden zu werden. Eine AMEX Kreditkarte mit einer niedrigen Jahresgebühr kann weiterhin sinnvoll sein. Schließlich gibt weitere Möglichkeiten an Meilen zu kommen als nur die AMEX. So könnt ihr transferierte AMEX Punkte bei British Airways mit dem Avios Balance Booster durch günstigen Zukauf vervielfältigen.

AMEX Membership Rewards Punkte zu sammeln, wird so Teil einer ganzheitlicheren Strategie des Meilen sammelns, die durch Zukäufe ergänzt werden muss. Das wird vor allem die Avios- Programme populärer und hochpreisige Programme wie Krisflyer oder Skywards unpopulärer machen.

Die AMEX Card zu kündigen macht deshalb überhaupt keinen Sinn, denn ihr bekommt ja für das Neubeantragen keinen Willkommensbonus. Für Karteninhaber ändert sich deshalb zunächst einmal wenig – zumal ja gerade auch bei der Freundschaftswerbung das letzte Wort vielleicht noch nicht gesprochen ist.

Wenn ihr mich fragt, ob es sich lohnt, aktuell eine American Express Kreditkarte zu beantragen, würde ich die AMEX Green empfehlen. Da es diese bei Freundschaftswerbung aktuell auch noch mit 10.000 Punkten Bonus gibt, ist dies im Moment sicherlich die perfekte Einsteigerkarte. Eine Gold Card würde ich persönlich nur mit einem ordentlichen Willkommensbonus beantragen.

Wer selbstständig ist, dem empfehle ich die AMEX Gold Business, die es ebenfalls noch mit einem Willkommensbonus gibt.

Sonderfall AMEX Platinum ohne Willkommensbonus

Die AMEX Platinum als das Flagschiff von American Express ist ein bisschen ein Sonderfall. Mit einem Willkommensbonus war die Karte schon immer ein No- Brainer, doch die Karte kann sich auch ohne einen Bonus lohnen. Das setzt allerdings eine ehrliche Abwägung voraus, welche der zahlreichen Vorteile ihr tatsächlich wie oft nutzt. Mit den neuen Guthaben (Restaurant Guthaben und Entertainment Guthaben), die das bewährte Reiseguthaben und den Loungezugang flankieren, kann man die Jahresgebühr schon wieder eingespielt haben.

Die AMEX Platinum ist anders als die drei anderen Privatkarten deshalb nicht vorrangig eine Kreditkarte zum Meilensammeln sondern eine Lifestyle Kreditkarte, mit der man auch Meilen sammeln kann. Das heißt aber natürlich nicht, dass man nicht einen Bonus mitnehmen sollte, wenn es einen gibt. Da ich – wie gesagt – noch nicht über die Brücke gehe, dass der Willkommensbonus für alle Zeiten passé ist, rate ich derzeit noch abzuwarten.

AMEX ohne Willkommensbonus – Alternativen

Anders als in Amerika, wo es eine Vielzahl von Meilenkreditkarten zur Auswahl gibt, haben wir in Deutschland aktuell nur vier Kreditkarten, mit denen man Meilen sammeln kann. Neben den AMEX Karten sind dies vor allem die Miles and More Kreditkarten. Diese werden allerdings ab 2025 von der Deutschen Bank herausgegeben, was dazu führen wird, dass der jetzige Herausgeber DKB kein Interesse an Aktionen zur Neukundengewinnung haben dürfte.

Eine Alternative ist hier die Barclays Eurowings Kreditkarte, mit der ihr ebenfalls Miles and More Meilen sammelt. Die Eurowings Kreditkarte verzichtet auf Fremdwährungsgebühren, ist allerdings mit Willkommensboni auch eher sparsam.

Als Letztes gibt es schließlich noch die Hilton Honors Card der DKB. Mit dieser sammelt ihr zwar keine Meilen aber immerhin Hotelpunkte, was für Hilton Fans ganz attraktiv sein kann, weil die Karte auch einen relativ leichten Weg zum Diamond Status bei Hilton Honors beinhaltet.

Mit der Revolut Ultra befindet sich ein neues Kartenprodukt im Hochpreissegment gerade in der Betaphase. Revolut wirbt mit kostenlosem weltweiten Loungezugang durch Dragon Pass, einem Versicherungspaket und Vorteilen bei Partnern. Mit 720 Euro Jahresgebühr (wie bei der AMEX Platinum) ist das Projekt meines Erachtens sehr ambitioniert. Mit dem derzeitigen Vorteilspaket wird man die AMEX Platinum in dem Segment nicht vom Thron stoßen.

Fazit

Es gibt im Moment wenig Gründe, eine AMEX Kreditkarte ohne Willkommensbonus neu zu beantragen. Wer seine AMEX ausschließlich zum Meilen sammeln nutzt, wird entweder sehr hohe Umsätze generieren müssen oder seine Sammelstrategie diversifizieren müssen. Die Abschaffung von Willkommensbonus und (weitgehend) Freundschaftswerbung hat die AMEX Cards unattraktiver gemacht. Wir werden abwarten müssen, ob American Express bei der aktuellen, sehr strikten Regelung noch mal nachjustiert.

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